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Junge Menschen im Einsatz

Demokratie funktioniert nur gemeinsam: zwei Engagierte im Gespräch

Auf dem Jugendengagementkongress treffen sich junge Ehrenamtliche, um mehr über Demokratie und Engagement für eine offene, tolerante und vielfältige Gesellschaft zu lernen – und ihren eigenen Einsatz zu feiern. Wir haben zwei von ihnen zum Gespräch getroffen.

 

 

Knapp die Hälfte der jungen Menschen unter 25 Jahren in Deutschland engagiert sich freiwillig für eine gute Sache – neben Schule, Studium oder Job. Das zeigt der letzte Deutsche Freiwilligensurvey des Familienministeriums. Eine neuere Studie der Uni Bochum geht sogar davon aus, dass sich zwei von drei Jugendlichen ehrenamtlich engagieren. Jede Menge Helferinnen und Helfer also, die sich für eine funktionierende Gesellschaft einsetzen. Ungefähr 300 Engagierte haben sich im Rahmen des Tags der Verfassung, dem 23. Mai, getroffen – beim Jugendengagementkongress 2024 der Bundeszentrale für politische Bildung in Berlin. Dort besuchten sie Workshops, hörten Vorträge und trafen Expertinnen und Experten, um mehr über zivilgesellschaftliches Engagement zu lernen, ihr eigenes zu professionalisieren und sich mit anderen jungen Ehrenamtlichen zu vernetzen. Beim Kongress stehen junge Menschen im Fokus, die anpacken und etwas verändern wollen und mit diesem Einsatz unsere Demokratie stärken. Was treibt diese jungen Menschen an? Wir haben mit zwei Engagierten gesprochen.

 

 

Matilda Wezel, 21, duale Studentin aus Hamburg: „Ich habe richtig Lust, was zu verändern – und gemeinsam schaffen wir das auch“

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„Ich finde es toll, dass mein Arbeitgeber mir die Möglichkeit gibt, mich hier weiterzubilden“, sagt Matilda Wezel, die bei dm-drogerie markt ein duales Studium absolviert. Die gebürtige Hamburgerin studiert Digital Business Management und ist nebenbei in der Jugendorganisation einer Partei aktiv. Dass dieses Engagement mit der Teilnahme am Kongress in Berlin gefördert wird, freut sie. Sie besuchte Workshops zum Thema „Sexismus und Misogynie im Alltag“ und berichtet von einem Seminar namens „Lesen ist politisch“, das sich mit sozialkritischen Themen in Büchern auseinandersetzte. Dazwischen suchte sie den Austausch mit anderen Engagierten. Der Zeitpunkt des Kongresses – direkt vor der anstehenden Europawahl – ist ihrer Ansicht nach ideal: „Besonders jetzt finde ich es wichtig, mich mit anderen jungen Menschen auszutauschen“, sagt Matilda Wezel. Dieser Austausch helfe ihr, neuen Mut zu schöpfen. In ihrem Freundes- und Bekanntenkreis erlebe sie häufig einen gewissen Pessimismus: „Da herrscht eine gefühlte Ohnmacht, weil es einfach zu viele Krisen auf der Welt gibt und man sich so machtlos fühlt.“ Viele junge Menschen würden die Wirksamkeit ihres Engagements deswegen infrage stellen. „Das bringt doch gar nichts“ ist ein Satz, den die Studentin häufig hört. Das sieht sie allerdings anders: „Wenn alle sagen, dass sie alleine nichts schaffen, dann kommt ja überhaupt nichts ins Rollen. Ich habe richtig Lust, was zu verändern, und gemeinsam schaffen wir das auch.“ Sich auszutauschen und gegenseitig zu stärken, hält Wezel für essenziell, um aktuelle Krisen zu bewältigen. Besonders drängend sind für sie die Bewältigung der Klimakrise und die Förderung sozialer Gerechtigkeit. Letztere sei „eine wichtige Voraussetzung für Demokratie und politische Teilnahme“, erläutert die Studentin. Dass gerade junge Menschen in ihrem Engagement gefördert werden, findet Matilda Wezel wichtig: „Es ist schließlich unsere Zukunft und nicht die der Älteren!“ Und damit die gut wird, dafür möchte sie weiterhin einstehen.

 

 

Max Klausner, 20, dualer Student aus Rastatt: „Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir so viel erreichen“

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Ein Workshop zum Thema „Hatespeech“, eine Diskussion darüber, wie man Diversität in Sportvereinen stärkt, oder der Erfahrungsbericht einer deutschen Jüdin: Max Klausner nahm auf dem Jugendengagementkongress an vielen Workshops zu unterschiedlichen, aber immer demokratierelevanten Themen teil. Der 20-Jährige studiert BWL, wie Matilda Wezel als dualer Student bei dm-drogerie markt, und engagiert sich neben Arbeit und Studium in einer Partei. Während der Kongresstage hat ihn eine Begegnung besonders beeindruckt: „Wir hatten die Möglichkeit, mit Leuten zu sprechen, die jüdisch sind und die ganz offen gesellschaftliche Probleme angesprochen haben, mit denen sie zu kämpfen haben“, sagt Max Klausner. „Zum Beispiel, dass sie sich vielerorts nicht sicher fühlen und in manchen Regionen darauf achten, ihre Religionszugehörigkeit nicht sichtbar zu zeigen.“ Das Gespräch habe ihn sehr getroffen: „Wie kann es sein, dass Menschen heutzutage Angst haben müssen, offen zu zeigen, was sie glauben?“ Gerade wegen solcher Missstände hält der Student zivilgesellschaftliches Engagement für unerlässlich – und besonders den Einsatz junger Menschen. Denn sie könnten heute die Gesellschaft prägen, in der sie morgen leben wollten, sagt er. Der Kongress habe ihm auch dabei geholfen, neuen Mut zu schöpfen. Zu sehen, wie viele junge Menschen sich bereits engagierten oder Lust darauf hätten, etwas zum Gemeinwohl beizutragen, sei für ihn bereichernd: „Es ist schön, zu sehen, dass es so viele Menschen gibt, die genauso denken wie ich“, sagt Klausner mit Blick auf das Engagement, das die jungen Teilnehmenden vereint. Dort wo er herkommt, sei das nicht gang und gäbe. Umso schöner findet er das Gefühl der Gemeinschaft, das er während des Kongresses in Berlin erlebt hat. „Wenn wir alle gemeinsam anpacken, dann bin ich mir sicher, dass wir die Zukunft in eine richtig schöne Richtung lenken können“, sagt der 20-Jährige. „Wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir so viel erreichen.“ Klausner will sich besonders gegen Rassismus und für Gleichbehandlung und Diversität starkmachen – denn für ihn sind „das die Grundlagen, die man schaffen muss, um in einer Demokratie darauf aufbauen zu können“.

 

Ein Grund, zu feiern

 

Den Abschluss des Jugendengagementkongresses bildete ein feierlicher Staatsakt. Zelebriert wurde das diesjährige Jubiläum: 75 Jahre Grundgesetz – zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Dabei wurde auch denen gedankt, die dabei geholfen haben, die Grundrechte zum Leben zu erwecken: den engagierten Jugendlichen und den „Botschafter*innen für Demokratie und Toleranz“, also Personen und Initiativen, die sich in besonderer Weise für die Demokratie einsetzen.

„Das Grundgesetz ist das Grundgerüst, auf dem in unserer Demokratie alles aufbaut“, sagt Max Klausner. Er freue sich, dass Engagierte wie er und Matilda Wezel die Chance bekommen haben, bei dieser Feier dabei zu sein und dadurch wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden. Auch Wezel reist motiviert aus Berlin ab. Dass junge Engagierte einen so großen Teil der Feier ausgemacht haben – schließlich waren sie 300 von knapp 2.000 geladenen Gästen –, versteht sie als ein wichtiges Zeichen für die junge Bevölkerung. Neben all den gesellschaftlichen Herausforderungen sieht sie jetzt, mehr denn je, auch einen Grund, zu feiern. Nämlich „dass es doch so viele Menschen gibt, die richtig Lust haben, Politik zu machen oder sich zu engagieren – das ist toll“.

 

 

 

 

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