

„Zahlreiche Kinder gehen jetzt zur Arbeit anstatt in den Unterricht“
Für diesen Artikel ist SOS-Kinderdörfer weltweit verantwortlich.
Steigende Armut, geschlossene Schulen, familiäre Gewalt: Die SOS-Kinderdörfer weltweit warnen davor, dass die Corona-Pandemie und ihre Folgen das Leben von Millionen Kindern auf der ganzen Welt in allen Lebensbereichen bedroht. Besonders in den armen Ländern stehen die Entwicklungschancen einer ganzen Generation auf dem Spiel

Die Befürchtung: Durch die Pandemie wird die Kinderarbeit massiv zunehmen. (Bild: SOS-Kinderdörfer weltweit / Marcus Frendberg)
Christian Neusser, Kinderrechtsexperte der SOS-Kinderdörfer weltweit, macht deutlich, welche Folgen die Pandemie gerade für Kinder in ärmeren Ländern hat: „Die Ausmaße sind tiefgreifend. Denn es geht ja nicht nur um die Verletzung einzelner Kinderrechte, sondern um eine ganze Kette: Armut zum Beispiel zieht Krankheit, Kinderarbeit oder den Verlust der Bildung nach sich.“
Viele Kinder werden nicht in die Schule zurückkehren
Vertreter der Hilfsorganisation befürchten, dass in Folge der Pandemie die extreme Kinderarmut massiv ansteigen wird. Die Zahlen sind dramatisch: Bis zu 150 Millionen Kinder könnten nach UN-Angaben in extreme Armut geraten – zusätzlich zu den vielen hundert Millionen Kindern, die bereits vorher betroffen waren.
Auch das Recht auf Bildung ist in Gefahr: Weltweit konnten zeitweise 1,5 Milliarden Kinder nicht die Schule besuchen. Die SOS-Kinderdörfer weltweit warnen, dass vor allem in ärmeren Ländern viele Schülerinnen und Schüler nie wieder in die Schule zurückkehren werden, weil ihre Familien zu arm sind. „Zahlreiche Kinder gehen jetzt zur Arbeit anstatt in den Unterricht“, so Christian Neusser. Die Folgen der Pandemie drohen die Fortschritte der letzten Jahrzehnte zunichtezumachen.
Ebenso steigt die familiäre Gewalt und Vernachlässigung in Folge von erhöhtem Stress und neuer Armut. Besonders gefährlich: Betroffene Kinder sind oft von sozialen Hilfsangeboten ausgeschlossen – aufgrund der Schließung von Betreuungseinrichtungen haben sie keine Chance, sich Unterstützung zu holen.
Deutschland steht in der Verantwortung
„In der Krise wird deutlich: Versorgung, Schutz und Bildung von Kindern müssen Hand in Hand gehen. All dies ist wichtig für die Entwicklung der jungen Menschen. Internationale Organisationen und nationale Regierungen müssen sich dafür einsetzen, dass diese Rechte tatsächlich umgesetzt werden“, betont Christian Neusser. Auch Deutschland ist hier in der Verantwortung: „Die Kinderrechte müssen klares Leitbild der deutschen Entwicklungszusammenarbeit werden!“
Es wird deutlich: In der Krise brauchen die Kleinsten in der Gesellschaft unsere Hilfe mehr denn je. Die SOS-Kinderdörfer weltweit setzen sich seit Jahrzehnten auf der ganzen Welt für die Umsetzung der Kinderrechte ein. Sie geben verlassenen Kindern in den 572 Kinderdörfern wieder ein Zuhause und unterstützen Familien, damit Kinder Armut und Not dauerhaft hinter sich lassen können.
Wenn auch Sie die Arbeit der SOS-Kinderdörfer weltweit unterstützen möchten, finden Sie hier weitere Informationen.

1,5 ODER 2 GRAD – EIN DRAMATISCHER UNTERSCHIED?
Expertin im Interview: Die Folgen des Klimawandels für die Menschen

VON DER WELT VERGESSEN, ABER NICHT VOM VIRUS
In der Ukraine leiden immer mehr Kinder unter psychischen Problemen