

Syrische Kinder leiden unter massiven psychischen Problemen
Für diesen Artikel ist SOS-Kinderdörfer weltweit verantwortlich.
Am 15. März 2021 jährte sich der Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien zum zehnten Mal – ein trauriges Datum. Besonders alarmierend: Die Lage der syrischen Kinder ist schlimmer als je zuvor – viele von ihnen haben in ihrem Leben noch nichts anderes als den Kriegszustand kennengelernt. Sie leiden unter den Folgen von Gewalt, Vertreibung und Hunger. Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Auch auf den psychischen Gesundheitszustand hat das Leid massive negative Auswirkungen.

Die syrischen Kinder leiden seit mehr als zehn Jahren unter den schrecklichen Auswirkungen des Bürgerkriegs (Bild: SOS-Kinderdörfer weltweit / Alea Horst)
Corona verschlimmert die Situation dabei zusätzlich: Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer weltweit leiden geflüchtete Kinder in Syrien aufgrund der Pandemie unter besonderem Stress und psychischen Problemen. „Die Pandemie nimmt ihnen das letzte bisschen Struktur, Sicherheit und Hoffnung“, warnt Lur Katt, Sprecherin der SOS-Kinderdörfer in Syrien.
Ein Großteil der Kinder hat durch Krieg und Vertreibung bereits massive Traumata erlitten, Corona und die Folgen brachten vielfach eine Lawine ins Rollen: „Wir beobachten, dass immer mehr Kinder verhaltensauffällig werden. Aggressionen und Wutanfälle nehmen genauso zu wie Depressionen und Angststörungen“, so Lur Katt. Betroffen seien über drei Millionen Kinder, die allein oder mit ihren Familien im eigenen Land auf der Flucht seien.
Nach Aussagen Lur Katts hätten die Jungen und Mädchen zu Beginn der Pandemie vor allem Angst vor der Krankheit gehabt. „Inzwischen hat sich das geändert. Die größten Bedrohungen sind jetzt Hunger, Gewalt und Verlassen werden“, sagt die SOS-Sprecherin. Hinzu kommt, dass Corona und die Folgen die wirtschaftliche Not im Land noch einmal massiv verstärkt haben. Erschreckend, wenn man bedenkt, dass bereits vor Ausbruch der Pandemie über 80 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze gelebt haben.
Vertreter der Hilfsorganisation befürchten, dass sich die psychische Situation der Kinder weiter verschlechtern wird. Das Problem: Sie benötigen dringend professionelle Unterstützung, doch nur die allerwenigsten haben eine Chance, diese zu bekommen. Lur Katt sagt: „Schon lange herrscht in Syrien ein eklatanter Mangel an Psychologen und Therapeuten. Jetzt ist die Situation noch deutlich schlimmer geworden.“ Die SOS-Kinderdörfer weltweit mahnen: Die internationale Gemeinschaft darf die Jungen und Mädchen in Syrien nicht alleine lassen – eine ganze Generation ist bedroht.
Die Hilfsorganisation SOS Kinderdörfer weltweit unterstützt Kinder und Familien in Syrien vielfältig. Im SOS-Kinderdorf Saboura bei Damaskus sowie im SOS-Haus Sahnaya etwa finden Kriegswaisen eine neue Familie. Darüber hinaus gibt es im Land vier Jugendbetreuungsprogramme: 135 Jugendliche aus den SOS-Kinderdörfern wohnen dort, während sie eine Ausbildung machen oder eine weiterführende Schule besuchen. Mit den zwei Familienhilfe-Programmen und Sozialzentren leisten die SOS-Kinderdörfer weltweit Hilfe zur Selbsthilfe, um Familien vor dem Zerbrechen zu bewahren. Die psychologische Unterstützung ist dabei in Syrien ein zentraler Schwerpunkt.
Wenn auch Sie die Arbeit der SOS-Kinderdörfer weltweit unterstützen wollen, finden Sie hier weitere Informationen.

1,5 ODER 2 GRAD – EIN DRAMATISCHER UNTERSCHIED?
Expertin im Interview: Die Folgen des Klimawandels für die Menschen

VON DER WELT VERGESSEN, ABER NICHT VOM VIRUS
In der Ukraine leiden immer mehr Kinder unter psychischen Problemen