Ford wird künftig deutlich stärker polarisieren
Seit Januar 2022 ist Dr. Christian Weingärtner als Managing Director für Ford Deutschland, Österreich und Schweiz tätig. Bei uns spricht er jetzt über seine Zukunftspläne für Ford - rund um die spannenden Themen Elektrifizierung, Abenteuer und Freiheit sowie Digitalisierung. Wir beleuchten auch das Nutzfahrzeuggeschäft und das Ziel von Ford, bis 2026 600.000 Elektrofahrzeuge zu verkaufen. Wie schätzt Weingärtner dieses ein? Erfahren Sie im Interview jetzt mehr dazu.
Seit Januar 2022 steht Dr. Christian Weingärtner an der Spitze von Ford Deutschland. Herr Dr. Weingärtner, Ihr Zukunftsplan für Ford besteht aus fünf Punkten. Punkt 1: Sie wollen Vollgas bei der Elektrifizierung geben. Erste Schritte sind bereits gemacht. Was dürfen wir noch erwarten?
Wir erwarten sehr spannende Modelle in den nächsten Jahren. Wir haben bis 2024 neun vollelektrische Fahrzeuge angekündigt - sieben davon sind komplett neu. Drei auf der PKW-Seite und vier auf der Nutzfahrzeug-Seite. Bereits im nächsten Jahr werden wir einen vollelektrischen Sport Crossover hier aus unserem Werk in Köln haben, der perfekt zu unserer künftigen Markenausrichtung passt, die deutlich klarer, pointierter und vielleicht an der einen oder anderen Ecke auch etwas polarisierender wird. Aber wir sind selbstbewusst, denn wir haben ein super Line-up und wir freuen uns, gegen die anderen Marken in Europa anzutreten.
Elektrifizierung bedeutet in der Regel auch „vernetzte Fahrzeuge“. Folglich gibt es unzählige Möglichkeiten an Services. Welche sind aus Ihrer Sicht am bedeutendsten für Ihre Kunden?
Für uns ist die FordPass App hier die zentrale Schnittstelle. So können wir dem Kunden eine ganze Reihe an Services bieten: Das fängt an bei fahrzeugbezogenen Services, wie zum Beispiel das einfache Auf- und Zumachen des Fahrzeugs. Aber auch das ganze Thema Ladestationen suchen, Status verfolgen, die Routen individuell zusammenstellen und vieles mehr. All diese Themen kann man über die App und über das digitale HMI im Fahrzeug wunderbar anbieten. Und tatsächlich sind weit über 90 Prozent all unserer Mustang Mach-E auch über die FordPass App verbunden. Und das ist ein Riesenerfolg. Wir wollen darauf aufbauen, da wir mit den digitalen Daten für unsere Kunden mehr erreichen können.
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Punkt 2 dreht sich um das Nutzfahrzeuggeschäft. Wie wollen Sie hier weiter wachsen?
Beim Thema Nutzfahrzeuge sind wir weltweit und auch in Europa die Nummer eins - gerade wenn es um leichte Nutzfahrzeuge geht. In Europa haben wir in den letzten zehn Jahren unseren Marktanteil nahezu verdoppelt und sowohl mit dem Transit als auch mit dem Ranger sind wir die Nummer eins in Europa. In Deutschland sind wir aktuell noch die Nummer drei, aber in der Schweiz und Österreich, für die ich auch verantwortlich bin, haben wir es schon geschafft, die Nummer eins zu werden. Von daher freue ich mich, diesen Weg in den nächsten Jahren auch in Deutschland zu gehen. Die Elektrifizierung ist dabei ein wichtiger Baustein. Wir haben mit dem E-Transit ein ganz hervorragendes Produkt auf die Straße gebracht, das überall großartige Kritiken bekommt. Und dementsprechend werden wir in den nächsten Jahren, wenn die neuen Fahrzeuge kommen, hier weiter wachsen.
Punkt 3 in Ihrem Zukunftsplan: Freiheit und Abenteuer sollen beim PKW-Geschäft im Fokus stehen. Spielen Sie hier auf den neuen Mustang Mach-E GT an?
Sicherlich ist der Mustang Mach-E GT für uns das erste große Aushängeschild dieser künftigen Ausrichtung. Aber wir sind der einzig wirklich relevante amerikanische Hersteller auf europäischem Boden. Und woran denkt man, wenn man an Amerika denkt? Sicherlich an Freiheit, an Abenteuer, Rausgehen - an all die Sachen, die einfach Spaß machen. Und genau in diese Richtung wird für uns die künftige Markenausrichtung gehen. Und mit dem Mustang Mach-E GT haben wir ein fantastisches Fahrzeug, das perfekt in diese Ausrichtung passt. Wenn man sich den Wettbewerb anschaut, dann verkörpert dieses Auto eben auch hervorragend genau diese Attribute. Und ich glaube, es gibt nichts Schöneres, als mit genau so einem Fahrzeug einfach mal quer durch Europa zu fahren.
Das Schlagwort für Punkt 4 lautet Digitalisierung. Welche Schritte sind hier für Sie entscheidend?
Die Digitalisierung ist nicht mehr wegzudenken und natürlich auch bei uns vor Ort und bei uns im Vertrieb sehr wichtig. Der Onlinevertrieb ist dabei eine wichtige Säule für uns und es gibt auch heute schon die Möglichkeit, online ein Auto zu kaufen. Gerade den Mach-E natürlich. Die Digitalisierung geht aber auch über den Vertrieb hinaus. Zum Beispiel haben wir mit FORDLiive etwas, was uns auch hier im Markt unterscheidet - gerade bei den Nutzfahrzeugen. Hier sitzt ein ganzes Team vor einer riesengroßen Power-Wall und guckt jeden Tag: Wie geht es unseren Autos? Geht es denen gut? Wann muss jemand in die Werkstatt? Und noch vieles mehr. Sodass wir im Falle des Falles proaktiv auf die Kunden zugehen können und die Digitalisierung voll nutzen können.
Punkt 5 des Ford-Zukunftsplans: Die Modernisierung der Strukturen. Was haben Sie hier genau im Blick?
Im Wesentlichen geht es hier um die Einrichtung eines Agenturmodells. In der Zukunft wollen wir einfach deutlich enger mit dem Handel, aber auch mit dem Kunden zusammenarbeiten. Das heißt, wir werden selbst an den Endkunden verkaufen, immer unter Vermittlung des Handels. Wir sind hier in engen und guten Gesprächen mit dem Ford-Partner Verband und mit unseren Handelsvertretern, um eben genau das auszuspielen. Wir sind überzeugt, dass wir gemeinsam - Hersteller und Handel - ein hervorragendes Angebot an die Endkunden machen können. Wir sind uns sicher, dass wir in der Zukunft erfolgreich sein können und den Kunden echt was Schönes anbieten können.
Ford hat sich auch in Zahlen Ziele gesetzt: Sie wollen ab 2026 jährlich mehr als 600.000 Elektrofahrzeuge in Europa verkaufen. Wie schätzen Sie zum jetzigen Stand persönlich dieses Ziel ein?
Ford war einer der allerersten Hersteller in Europa, die angekündigt haben, dass wir „all-in“ in den Bereich Elektrifizierung gehen. Wir haben relativ früh gesagt, dass wir bis zum Jahr 2030 nur noch komplett vollelektrische Produkte im Angebot haben wollen. 600.000 Einheiten im Jahr 2026 ist ein Zwischenschritt dahin. Ich freue mich darauf. Ich glaube, dass wir das auf jeden Fall schaffen. Man sieht die Nachfrage am Markt, wie sie anzieht. Man sieht in den klassischen Autozeitungen, wie elektrische Fahrzeuge immer mehr Platz einnehmen. Von daher freue ich mich auch auf unsere Fahrzeuge, die wirklich anders sein werden als die anderen Produkte, die es im Markt gibt. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir die 600.000 Fahrzeuge in Europa auf jeden Fall schaffen werden.
Vielen Dank an Dr. Christian Weingärtner, Managing Director für Ford Deutschland, Österreich und Schweiz.
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