Pfeil nach links Pfeil nach rechts Lesezeichen Abspielen

Schwer vermeidbare Emissionen reduzieren: CCS als Schlüsseltechnologie

Veröffentlich am 27.08.2025

Das weltweit erste kommerzielle CO₂-Transportschiff Northern Pioneer

Der Spagat zwischen Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit

Schafft Deutschlands Industrie die Wende zur Klimaneutralität bis 2045? Die Transformation der Wirtschaft ist in vollem Gange, doch gerade energieintensive Sektoren wie Stahl, Zement und Chemie stehen vor enormen Herausforderungen: Emissionen sind hier oft schwer oder nicht vermeidbar. Wie lassen sich Millionen Tonnen von CO2 einsparen, ohne Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze zu riskieren?

Emissionsintensiver Motor der deutschen Wirtschaft

Die Industrie ist in Deutschland nach der Energiewirtschaft der zweitgrößte Verursacher von Treibhausgasemissionen. Insgesamt gehen rund 24 Prozent der Emissionen auf den Industriesektor zurück1. Diese entstehen vor allem in den energieintensiven Sektoren wie Zement, Stahl und Chemie. Mit einem Anteil von 29 Prozent an den deutschen Industrieemissionen ist die Stahlindustrie die energieintensivste Industrie2, gefolgt von der grundstoffchemischen Industrie mit 23,6 Prozent3 und der Zementindustrie mit etwa 10 Prozent4.

Der wichtigste Energieträger für diese energieintensiven Industrien ist derzeit Erdgas. Er ist unerlässlich, um Prozesswärme und -energie bereitzustellen. Auch als Rohstoff wird er eingesetzt. In der Chemieindustrie wird Erdgas zudem als Ausgangsstoff für die Herstellung von chemischen Produkten benötigt. Fast ein Drittel des industriellen Energieverbrauchs entfällt insgesamt auf den Energieträger Erdgas.5

Gleichzeitig spielen die Zement-, Stahl- und Chemieindustrien eine zentrale Rolle für die deutsche Wirtschaft und sichern zahlreiche Arbeitsplätze.

Stahl: Die deutsche Stahlindustrie spielt aufgrund ihrer Verflechtung mit anderen Industriebranchen eine wichtige Rolle und trägt beispielsweise zu den Erfolgen der Automobilindustrie oder des Maschinenbaus bei. Sie beschäftigt rund 90.000 Menschen und erwirtschaftete im Jahr 2022 einen Umsatz von rund 55,2 Mrd. Euro.6

Chemie: Die chemische Industrie trägt erheblich zum Erfolg der deutschen Wirtschaft bei. Gemessen am Umsatz steht sie in Europa auf Platz eins und weltweit auf Platz 3. Rund 466.500 Beschäftigte sind in Deutschland in Chemie- und Pharmaunternehmen tätig. 2021 erwirtschaftete die chemische Industrie 220 Mrd. Euro Umsatz.7

Zement: Die Zementindustrie trägt entscheidend zur Wertschöpfungskette im Bauwesen bei. Rund 8.000 Beschäftigte sind in deutschen Zementwerken tätig und haben im Jahr 2021 einen Umsatz von rund 3,1 Mrd. Euro erwirtschaftet.8

 

Wenn Emissionen unvermeidbar sind

Allerdings setzen steigende Energiepreise und strengere CO2-Bestimmungen die energieintensiven Industriezweige in Deutschland unter Druck. Ohne wirtschaftliche Lösungen zur Dekarbonisierung besteht die Gefahr, dass Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern, wo die Bedingungen günstiger sind. Diese Abwanderung würde nicht nur Arbeitsplätze und Wertschöpfung kosten, sondern auch die Klimaziele gefährden, da die Emissionen dann einfach an einem anderen Ort entstehen würden. Es ist daher essenziell, tragfähige Lösungen für die Dekarbonisierung der deutschen Industrie zu finden, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und Arbeitsplätze zu sichern.

Als erste Schritte zur Emissionsreduktion bieten sich zunächst sogenannte „low-hanging fruits“ und Vermeidungsmaßnahmen an. Dazu zählen beispielsweise die Steigerung der Energieeffizienz durch Prozessoptimierung, die Elektrifizierung von Prozessen, die Umstellung auf erneuerbare oder kohlenstoffarme Energien oder die Einführung von Kreislaufwirtschaftsprozessen. Diese Maßnahmen wurden in den meisten Industriesektoren bereits ergriffen und ausgeschöpft.

Konventionelle Methoden zur Emissionsreduktion stoßen in der Stahl-, Chemie- und Zementindustrie jedoch an ihre Grenzen, da CO2 oft als unvermeidbares Nebenprodukt entsteht und Emissionen trotz Vermeidungsmaßnahmen nicht oder nur schwer vermeidbar sind. So wird beispielsweise bei der Zementherstellung CO2 prozessbedingt bei der chemischen Umsetzung von Kalkstein freigesetzt. In der Eisen- und Stahlherstellung lassen sich fossile Energieträger zudem nicht ohne Weiteres durch erneuerbaren Strom ersetzen. Die zuvor genannten Methoden zur Emissionsreduktion und -vermeidung reichen dann nicht aus.

Wie also kann die Dekarbonisierung der Industrie in diesen Sektoren trotz unvermeidbarer und schwer vermeidbarer Emissionen vorangetrieben werden?

Eine vielversprechende Lösung ist CCS: Carbon Capture and Storage, auf Deutsch die Abscheidung und Speicherung von CO2. Dabei wird CO2 direkt beim Emittenten abgeschieden, über Pipelines, Bahn oder Schiffe transportiert und anschließend unter der Erde oder dem Meeresboden dauerhaft und sicher gespeichert. Diese Technologie ist nicht neu, sondern langjährig erprobt und vielerorts bereits erfolgreich eingesetzt.

Eine CCS-Pipeline, die zur Nordsee führt.

CCS in großem Maßstab: CCS Cluster

Um Kostendegression und damit eine wettbewerbsfähige Industrie zu erhalten, braucht es eine entsprechende Skalierung. Dafür sind CCS-Cluster besonders geeignet. Sie ermöglichen es, CCS im großen Maßstab wirtschaftlich zu betreiben und Skaleneffekte zu nutzen. CCS-Cluster sind geographisch konzentrierte Netzwerke von CO2-Quellen und Speicherstätten, die über eine gemeinsame Infrastruktur verbunden sind.

Diese Bündelung bietet entscheidende Vorteile:

  • Skaleneffekte: Durch die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur wie Pipelines und Speicherstätten können die Kosten für Transport und Speicherung auf mehrere Emittenten verteilt und somit deutlich gesenkt werden. Das steigert die Wirtschaftlichkeit von CCS für alle Beteiligten.
  • Beschleunigte Entwicklung: Die konzentrierte Entwicklung von CCS in Clustern ermöglicht schnellere Fortschritte und fördert Innovationen, die auch zu Kostensenkungen beitragen können.
  • Reduzierter Planungsaufwand: Die gemeinsame Planung und Genehmigung von Infrastruktur vereinfacht und beschleunigt die Umsetzung von CCS-Projekten. Dadurch werden Kosten gespart.

Vorbild Großbritannien

Ein erfolgreiches Beispiel für die Umsetzung von CCS-Clustern findet sich in Großbritannien. Der erste britische CCS-Cluster in Teesside, bestehend aus der Northern Endurance Partnership (NEP) und Net Zero Teesside Power (NZT Power), verdeutlicht die Möglichkeiten dieser Technologie.

Das Projekt soll 2028 in Betrieb gehen und umfasst ein CO2-Sammelnetz und Kompressionsanlagen an Land. Von dort aus wird das CO2 dann über eine 145 Kilometer lange Offshore-Pipeline in einen saline Aquifer, eine salzwasserführende Gesteinsschicht, rund 1000 Meter unter dem Meeresboden der Nordsee, injiziert und dauerhaft gespeichert. Es könnten zunächst bis zu 4 Millionen Tonnen abgeschiedene CO2-Emissionen pro Jahr aus drei Projekten in Teesside transportiert und gespeichert werden. Bis 2035 beträgt die geplante Speichermenge bis zu 23 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Zudem werden tausende Arbeitsplätze geschaffen und die regionale Wirtschaft angekurbelt.

Ein wichtiger Partner der NEP, die für den Transport und die Speicherung des CO2 verantwortlich ist, ist das norwegische Energieunternehmen Equinor.

2028 soll in Teesside der erste britische CCS-Cluster in Betrieb gehen.

CCS-Cluster in Deutschland: Potenziale und Herausforderungen

Das britische Beispiel macht deutlich, welches Potenzial CCS-Cluster auch für die deutsche Industrie und deren Wettbewerbsfähigkeit mit sich bringen. Durch die Reduktion von CO2-Emissionen können deutsche Unternehmen ihre Klimabilanz verbessern und gesetzliche Vorgaben erfüllen. Zudem können CCS-Cluster die Schaffung von Arbeitsplätzen und Innovationen fördern. Doch welche konkreten Schritte sind notwendig, um solche Cluster auch in Deutschland zu realisieren?

  • Identifizierung geeigneter Regionen: Es müssen Regionen mit hohem CO2-Emissionsaufkommen und geeigneten Speichermöglichkeiten identifiziert werden. Dabei sollten Synergiepotenziale zwischen verschiedenen Industriezweigen berücksichtigt werden.
  • Koordination: Eine frühzeitige koordinierte Planung und der synchrone Aufbau der neuen Wertschöpfungsketten ist notwendig, um Emittenten, Infrastrukturbetreiber und Speicherbetreiber ein Geschäftsmodell und die erforderliche Sicherheit zu geben, in die Technologie zu investieren.
  • Genehmigungsverfahren: Die Genehmigungsverfahren für CCS-Projekte müssen vereinfacht und beschleunigt werden, um Planungs- sowie Bauzeiten zu verkürzen.
  • Fördermechanismen: Es braucht attraktive und gezielte Förderprogramme, um Anreize für erste Investitionen in eine CCS-Wertschöpfungskette zu schaffen.

Politische Rahmenbedingungen spielen eine entscheidende Rolle, um Investitionen in CCS attraktiver zu machen. Insbesondere die ersten Pilot-Projekte benötigen eine pragmatische und zeitnahe Unterstützung, um Finanzierungslücken zu schließen und Investitionsrisiken abzufedern. Der Staat setzt Impulse – die Skalierung erfolgt durch den Markt. Um den zügigen Aufbau einer grenzüberschreitenden CO2-Infrastruktur zu ermöglichen, sind zu Beginn gezielte finanzielle Unterstützungsinstrumente erforderlich. Langfristige politische Zusagen und klare rechtliche Rahmenbedingungen schaffen zudem Investitionssicherheit.

CCS allein wird jedoch nicht ausreichen, um die Industrie vollständig zu dekarbonisieren. Eine weitere wichtige Zukunftstechnologie ist Wasserstoff. Dabei schließen Investitionen in CCS-Technologien die Weiterentwicklung der deutschen Wasserstoffstrategie keineswegs aus – im Gegenteil: CCS ist hier von großer Bedeutung, denn die Technologie ermöglicht die Produktion von sogenanntem kohlenstoffarmem Wasserstoff aus Erdgas. Dabei wird das entstehende CO2 abgeschieden und gespeichert. Kohlenstoffarmer Wasserstoff kann als Brückentechnologie dienen, bis erneuerbarer Wasserstoff im großen Maßstab verfügbar ist.

Die Dekarbonisierung der Industrie ist eine gemeinsame Aufgabe. Um CCS-Cluster in Deutschland zu realisieren, braucht es nicht nur politische Unterstützung, sondern auch engagierte Partner, die die Technologie und die Prozesse verstehen und über die nötige Erfahrung verfügen.

Expertise für die Dekarbonisierung

Ein Unternehmen, das über langjährige Erfahrung und anerkannte Expertise im Bereich CCS verfügt und die deutsche Industrie so auf ihrem Weg zur Dekarbonisierung begleiten kann, ist Equinor. Das Unternehmen ist Pionier in diesem Bereich und nutzt die Technologie bereits seit über 25 Jahren auf dem norwegischen Kontinentalschelf.

Mit verschiedenen Projekten veranschaulicht Equinor seit vielen Jahren die Machbarkeit und Sicherheit der CO2-Speicherung. So betreibt Equinor seit September 2024 gemeinsam mit Shell und Total Energies die weltweit erste grenzüberschreitende CO2-Transport- und Speicheranlage Northern Lights

Der Transport des CO2 zum Onshore-Terminal in Øygarden an der Westküste Norwegens erfolgt über Schiffe, was die Aufnahme großer Mengen CO2 aus den Industrieclustern aus ganz Europa ermöglicht. Dieses wird dann rund 2.600 Meter unter dem Meeresboden in der Nordsee gespeichert. In der ersten, mittlerweile abgeschlossenen Phase hatte Northern Lights eine Speicherkapazität von 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Diese wird nun, nach einer im März 2025 getroffenen Investitionsentscheidung, auf mindestens 5 Millionen Tonnen pro Jahr erweitert.

Die CO2-Transport- und Speicheranlage Northern Lights in Øygarden an der Westküste Norwegens.

Equinor bietet der deutschen Industrie konkrete Lösungsansätze und Services: CO2-Transport und -Speicherung, Technologieberatung und die gemeinsame Entwicklung neuer CCS-Projekte. Das zeigt unter anderem die erfolgreiche Partnerschaft mit Unternehmen wie Heidelberg Materials, einer der weltweit größten Baustoffhersteller. Heidelberg Materials ist ein Pionier bei der Anwendung von CCS in der Zementindustrie. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, seine CO2-Emissionen bis 2030 signifikant zu reduzieren und bis 2050 klimaneutral zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt Heidelberg Materials unter anderem auf CCS.

„Für uns ist CCS – neben unseren Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes – ein weiteres wichtiges Element zur Realisierung unserer Vision, bis 2050 einen CO2-neutralen Beton zu produzieren.“
Dr. Bernd Scheifele, ehemaliger Vorstandsvorsitzender Heidelberg Materials.

Im Rahmen des Northern Lights-Projekts wird Heidelberg Materials jährlich bis zu 400.000 Tonnen CO2 aus seinem Zementwerk in Brevik, Norwegen, abscheiden und zur Speicherung nach Øygarden transportieren. Diese Zusammenarbeit ist ein wichtiges Beispiel für die erfolgreiche Anwendung von CCS in der Praxis und zeigt, wie Industrieunternehmen ihre Emissionen reduzieren und gleichzeitig Wettbewerbsfähigkeit erhalten können.

Heidelberg Materials hat 2025 mit Brevik CCS in Norwegen die weltweit erste Anlage zur CO₂-Abscheidung und -Speicherung im industriellen Maßstab in der Zementindustrie offiziell eingeweiht. 

Investition in die Zukunft

CCS ist keine Zukunftsmusik, sondern eine unverzichtbare Technologie für die Dekarbonisierung der deutschen Industrie. Sie bietet Deutschland die Chance, Klimaziele zu erreichen, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu sichern und eine führende Rolle in der globalen Energiewende einzunehmen. Erfahrene und zuverlässige Partner wie Equinor, die CCS bereits als langjährig erprobte Technologie einsetzen, sind entscheidend für die Umsetzung von CCS-Projekten und begleiten die Industrie auf diesem Weg.

Dieser Inhalt ist in Zusammenarbeit mit Equinor entstanden und beleuchtet den Beitrag des Unternehmens zur Energiewende und zur Dekarbonisierung der Industrie.

1 https://www.klimaschutz-industrie.de/themen/klimaschutz-in-der-industrie/


Artikel teilen

Merkliste

Hier können Sie interessante Artikel speichern, um sie später zu lesen und wiederzufinden.