Woher kommt unsere Energie?
Ein Blick auf Deutschlands Energiemix
Licht an, Warmwasser marsch – das sind in Deutschland seit Jahrzehnten Selbstverständlichkeiten. Bis vor einigen Jahren machten sich die wenigsten Menschen in Deutschland Gedanken darüber, woher unsere Energie kommt. Erst der russische Angriff auf die Ukraine und das daraus folgende Ausbleiben der Gaslieferungen aus Russland machten der breiten Bevölkerung deutlich, dass wir bei der Energie stark auf Importe angewiesen sind.
Doch wo steht Deutschland heute? Welche Energieträger nutzen wir, wo kommt diese Energie zum Einsatz und können wir uns auf unsere Energielieferanten verlassen? Und wie bleiben wir auf dem Pfad in Richtung Klimaneutralität?
Besonders der industrielle Sektor des Landes erfordert große Energiemengen. Wenn Deutschland auch in Zukunft eine starke Industrie im Land haben möchte, muss die Energieversorgung sowohl sicher als auch bezahlbar sein. Gleichzeitig muss die Industrie eine realistische Chance bekommen, ihre Prozesse auf CO2-arme und CO2-freie Energieträger umzustellen, damit die deutschen und europäischen Klimaziele bis Mitte dieses Jahrhunderts erreicht werden können.
Was sind die wichtigsten Energiequellen für Deutschland?
Aktuell setzt Deutschland in erster Linie auf Öl, Erdgas und Kohle als primäre Energieträger. Primär bedeutet in diesem Zusammenhang, dass es sich um Energieträger in ihrer ursprünglichen Form handelt, bevor sie zum Beispiel zu Benzin oder Diesel weiterverarbeitet oder in Strom oder Wärme umgewandelt werden. Der deutsche Primärenergieverbrauch lag im Jahr 2024 bei 10.538 Petajoule, ähnlich viel wie im Jahr 2023.
Primärenergieverbrauch Deutschland, 2024 (vorläufige Zahlen)[1]
Mineralöl erreicht die Endverbraucher in erster Linie in Form von Benzin oder Diesel für den Verkehrssektor. Auch im Heizungssektor ist Öl nach wie vor ein wichtiger Rohstoff.[2]
Erdgas ist der zweitwichtigste Primärenergieträger in Deutschland. Die Industrie ist in Deutschland der größte Abnehmer von Erdgas, dicht gefolgt vom Wohnungssektor, wo Erdgas zum Heizen eingesetzt wird. Auch für die Stromversorgung spielt Erdgas eine wichtige Rolle.[3]
Braun- und Steinkohle werden heute in Deutschland größtenteils für die Stromerzeugung genutzt.[4]Auch in der Stahlindustrie spielen Kohleprodukte eine wichtige Rolle, um im Hochofen hohe Temperaturen zu erzeugen. Deutschland wird bis 2038 aus der Kohleverstromung aussteigen, sodass die Bedeutung von Kohle insgesamt zurückgehen wird.
Erneuerbare Energien haben am Primärenergieverbrauch in Deutschland bislang mit etwa 20 Prozent nur einen geringen Anteil. Sie spielen derzeit vor allem im Stromsektor eine große Rolle. Die Anteile erneuerbarer Energieträger am Endenergieverbrauch für Wärme und Kälte sowie im Verkehrssektor sind hingegen noch gering.[5]Um den Anteil erneuerbarer Energien im deutschen Energiesystem zu steigern, sind also große Anstrengungen notwendig
Woher bezieht Deutschland seine Energie?
Beim Großteil seines Energieverbrauchs ist Deutschland auf Importe angewiesen. Dabei ist es essenziell, dass wir uns auf unsere Partnerländer verlassen können.
Nettoimportquote (2023), negative Werte genullt: Deutschland ist bei Erdgas, Erdöl und Steinkohle auf verlässliche Partner angewiesen.[6]
Am Beispiel Erdgas wird beleuchtet, woher unsere Energie stammt und wo sie zum Einsatz kommt.
Deutschland importiert 95 % seines Erdgases, nur etwa 5 % werden durch heimische Produktion gedeckt.[7] Das mit Abstand wichtigste Partnerland für Deutschlands Erdgasimporte ist Norwegen. Weitere wichtige Erdgasimporte erhalten wir aus den Niederlanden und Belgien. In den vergangenen Jahren sind zudem an den deutschen Küsten Flüssiggas-Terminals entstanden, über die Deutschland nun auch Erdgas per Schiff importieren kann.
Herkunft der deutschen Erdgasimporte (2024): wichtigste Partnerländer. Hinweis: Es ist immer nur das direkte Herkunftsland dargestellt, ob es sich dabei um Eigenproduktion des jeweiligen Landes handelt oder um Transit-Gas, kann nicht dargestellt werden.[8]
Norwegen ist das wichtigste Partnerland Deutschlands, wenn es um Erdgas geht. Bereits seit fast 50 Jahren besteht die Energiepartnerschaft zwischen den beiden Ländern. Norwegen verfügt über große Erdgasvorkommen auf dem norwegischen Kontinentalschelf in der Nordsee. Das norwegische Energieunternehmen Equinor ist seit Jahrzehnten auf dem norwegischen Kontinentalschelf aktiv und kümmert sich zu einem Großteil um die Förderung, den Transport, die Aufbereitung und den Export des Gases. Das Erdgas für Deutschland strömt durch die drei Pipelines Norpipe, Europipe und Europipe II nach Deutschland. Equinor ist verantwortlich für zwei Drittel der norwegischen Erdgasexporte.
Die Niederlande verfügen über eigene Gasvorkommen und produzieren Erdgas für den eigenen Bedarf und den Export. Darüber hinaus sind die Niederlande ein wichtiges Transitland, über das Flüssigerdgas (LNG) von niederländischen Häfen über Pipelines nach Deutschland gelangt. Auch über diesen kleinen Umweg kommt norwegisches Erdgas von Equinor nach Deutschland.
Belgien hat keine eigene Erdgasproduktion, ist aber ebenfalls ein wichtiges Transitland für Flüssigerdgas. Das LNG gelangt vor allem über den Hafen Zeebrugge in das europäische Erdgasnetz und so auch nach Deutschland.
LNG-Terminals: Seit 2022 verfügt auch Deutschland über Flüssigerdgas-Terminals. Aktuell sind die schwimmenden Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin in Betrieb. Deutschland kann also auch selbst LNG via Schiff importieren – aus den USA und der ganzen Welt.

Die Erdgas-Plattform Troll A in der norwegischen Nordsee. Hier lagern die größten Erdgasvorräte Norwegens
Wo kommt Erdgas in Deutschland zum Einsatz?
Erdgas stellt einen bedeutenden Energieträger im deutschen Energiesystem dar, der in verschiedenen Sektoren eine zentrale Funktion erfüllt. Trotz der zunehmenden Bedeutung erneuerbarer Energien bleibt Erdgas ein wichtiger Faktor für die Versorgungssicherheit und die Deckung des Energiebedarfs.
Erdgasabsatz nach Abnehmern in Deutschland (2024, vorläufige Zahlen)[9]
Industrie: Die Industrie ist der größte Erdgasabnehmer in Deutschland. Erdgas wird hier vor allem für die Erzeugung von Prozesswärme genutzt, die für viele industrielle Prozesse, beispielsweise in der Chemie- und Metallindustrie, unerlässlich ist.
Private Haushalte: Ein erheblicher Teil des Erdgases wird im Wohnungssektor zum Heizen verwendet. Rund 70 % des Endenergieverbrauchs entfallen auf Raumwärme. Obwohl der Endenergieverbrauch der privaten Haushalte langfristig sinkt, bleibt Erdgas einer der wichtigsten Energieträger für Raumwärme.
Gewerbe, Handel und Dienstleistungen: Auch im Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen wird Erdgas primär für die Beheizung von Gebäuden genutzt. Fast die Hälfte des Endenergieverbrauchs in diesem Bereich entfällt auf Raumwärme. Energetische Sanierungen und effizientere Heizsysteme haben den Bedarf in den letzten Jahrzehnten spürbar reduziert. Dennoch bleibt Erdgas ein wichtiger Energieträger, insbesondere in älteren Gebäuden. Gleichzeitig steigt der Stromanteil durch den wachsenden Einsatz elektrischer Lösungen.
Verkehr: Im Verkehrssektor ist Erdgas von geringerer Bedeutung, da über 90 % des Energiebedarfs durch Kraftstoffe aus Mineralöl gedeckt werden. Erdgasfahrzeuge finden vereinzelt Anwendung im Schwerlastverkehr und öffentlichen Nahverkehr.
Erdgas ist vielfältig einsetzbar und bleibt kurz- und mittelfristig unverzichtbar, insbesondere in der Industrie und in privaten Haushalten. Es spielt weiterhin eine wichtige Rolle im deutschen Energiemix und weist im Vergleich zu anderen fossilen Energieträgern den geringsten CO2-Ausstoß auf. Das norwegische Energieunternehmen Equinor achtet ganz besonders darauf, dass auch bei der Produktion und beim Transport so wenig Emissionen wie möglich entstehen. So liegen die Methanemissionen bei Equinor etwa 90 Prozent unter dem Branchendurchschnitt. Erdgas kann eine zuverlässige Energieversorgung sicherstellen, solange der Bedarf noch nicht vollständig durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann.
Stromerzeugung in Deutschland
Neben der direkten Nutzung von Energieträgern wie Erdgas ist die Stromerzeugung ein Schlüsselelement im deutschen Energiesystem. Als unverzichtbare Energieform wird Strom in nahezu allen Lebensbereichen benötigt, von industriellen Prozessen über den Verkehrssektor bis hin zur Versorgung privater Haushalte. Die Art und Weise, wie Strom erzeugt wird, hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf die Erreichung der Klimaziele. Im Folgenden werden die Energiequellen für die Stromerzeugung in Deutschland genauer betrachtet.
Bruttostromerzeugung in Deutschland nach Energieträgern (2024, teilweise geschätzt)[10]
Erneuerbare Energien generieren mittlerweile über die Hälfte der Stromerzeugung in Deutschland. Windkraft leistet dabei den größten Beitrag und unterstreicht die wachsende Bedeutung regenerativer Energiequellen für eine nachhaltige Stromversorgung.
Kohle, insbesondere Braunkohle, trägt aktuell noch zur Deckung der Grundlast bei. Durch den in Deutschland beschlossenen Kohleausstieg wird aber die Kohleverstromung schrittweise reduziert und spätestens 2038 schließlich komplett eingestellt.
Erdgas trägt mit einer ähnlichen Stromerzeugungsmenge wie Braunkohle einen wesentlichen Teil zur Versorgungssicherheit bei und leistet einen wichtigen Beitrag zur Flexibilität und Stabilität des Stromsystems. Gaskraftwerke zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, schnell auf Veränderungen in der Stromnachfrage und -erzeugung zu reagieren, wodurch sie Schwankungen aus erneuerbaren Energiequellen besonders gut kompensieren können. So kann eine kontinuierliche und zuverlässige Stromversorgung gewährleistet werden, während der Ausbau erneuerbarer Energien voranschreitet.
Wasserstoff wird perspektivisch eine vergleichbare Funktion übernehmen. Der Einsatz von Wasserstoff in wasserstofffähigen „H2 ready“ Gaskraftwerken oder Brennstoffzellen ermöglicht eine klimaneutrale Stromerzeugung, die gleichzeitig die erforderliche Flexibilität und Versorgungssicherheit bietet. Die Anpassung der bestehenden Gasinfrastruktur für den Transport und die Nutzung von Wasserstoff stellt somit einen wesentlichen Schritt zur Realisierung eines klimaneutralen Energiesystems dar.
Das Energiesystem der Zukunft
Deutschland hat sich selbst dem Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 verschrieben. Doch auch die weltweite Energielandschaft befindet sich im Wandel. Der Energiebedarf ist in den letzten Jahren gestiegen und soll laut IEA zukünftig noch weiterwachsen, wenn auch langsamer als zuvor.[11]Das Wachstum geht dabei hauptsächlich von Schwellen- und Entwicklungsländern aus. Gleichzeitig haben sich Regierungen überall auf der Welt dazu verpflichtet, CO2-Emissionen zu senken, um das 1,5°C-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Erneuerbare Energien verzeichnen zwar ein stetiges Wachstum, aber ein breites Spektrum an Lösungen ist unerlässlich, um Bezahlbarkeit und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Insbesondere Deutschland kann seinen eigenen Energiebedarf nicht vollständig decken. Daher sind diversifizierte Importe von großer Bedeutung.
Der Weltenergieausblick der IEA unterstreicht zudem die zentrale Bedeutung von Wasserstoff und CO2-Abscheidung und -speicherung (CCS) für eine nachhaltige Energiezukunft[12]. Um die Klimaziele zu erreichen, sind alle verfügbaren Instrumente notwendig, einschließlich Wasserstoff und CCS. Bis Mitte dieses Jahrhunderts wird erwartet, dass die Wasserstoffproduktion, sowohl aus erneuerbarem Strom als auch aus Erdgas in Verbindung mit CCS, eine Schlüsselrolle einnehmen wird. Insbesondere in Sektoren, die schwer zu elektrifizieren sind, ist Wasserstoff ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Um diese sowohl bezahlbar als auch versorgungssicher zu gestalten, ist ein umfassendes Instrumentarium an Maßnahmen erforderlich.
Das norwegische Energieunternehmen Equinor beteiligt sich aktiv an dieser Transformation. Mit der Ambition bis zum Jahr 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, hat Equinor einen Energiewendeplan entwickelt. Dieser Plan konzentriert sich auf die Optimierung des Öl- und Gasportfolios, ein starkes Wachstum im Bereich der erneuerbaren Energien sowie die Entwicklung neuer Marktchancen für kohlenstoffarme Lösungen. Insbesondere im Bereich Offshore Wind hat Equinor weltweit Projekte in der Planung und im Bau.
Konkret hat Equinor diese Ambitionen:
- Die betrieblichen Emissionen bis 2030 um 50 % senken.
- Bis 2030 10-12 GW installierte Leistung im Bereich erneuerbare Energien erreichen.
- Bis 2035 eine CO2-Transport- und Speicherkapazität von 30-50 Millionen Tonnen pro Jahr aufbauen.
- Die Netto-Kohlenstoffintensität seiner Energieprodukte bis 2035 um 30-40 % senken, auf dem Weg zu Netto-Null bis 2050.
Die Bemühungen von Unternehmen wie Equinor zeigen, dass die erfolgreiche Gestaltung des zukünftigen Energiesystems eine Kombination aus diversifizierten Energiequellen, innovativen Technologien und verlässlichen Partnerschaften erfordert. Nur so kann eine nachhaltige, bezahlbare und sichere Energieversorgung für Deutschland gewährleistet werden.
Dieser Inhalt ist in Zusammenarbeit mit Equinor entstanden und beleuchtet den Beitrag des Unternehmens zur Energiewende in Deutschland.
Quellen:
[1] BDEW: https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/primaerenergieverbrauch/
[2] AG Energiebilanzen: https://ag-energiebilanzen.de/wp-content/uploads/2023/12/1-Praesentation-en2x-1.-Hj.-2024.pdf
[3] BDEW: https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/erdgas-absatz-und-verbrauch/
[4] https://kohlenstatistik.de/braunkohle/
[5] https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/erneuerbare-energien/erneuerbare-energien-in-zahlen#verkehr
[6] https://www.umweltbundesamt.de/daten/energie/primaerenergiegewinnung-importe
[7] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/gas-erdgasversorgung-in-eutschland.html#:~:text=Neben%20der%20inl%C3%A4ndischen%20Produktion%20wird,von%20Russland%20mit%2022%20Prozent.
[8] https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Gasversorgung/aktuelle_gasversorgung/_svg/Gasimporte/Gasimporte.html
[9] https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/erdgas-absatz-und-verbrauch/
[10] https://www.bdew.de/service/daten-und-grafiken/bruttostromerzeugung-deutschland/
[11]https://iea.blob.core.windows.net/assets/140a0470-5b90-4922-a0e9-838b3ac6918c/WorldEnergyOutlook2024.pdf
[12]https://iea.blob.core.windows.net/assets/140a0470-5b90-4922-a0e9-838b3ac6918c/WorldEnergyOutlook2024.pdf