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INNOVATIONSBESCHLEUNIGER KRISE?

Mittelständische Unternehmen zwischen Innovation und Altbewährtem

Für Unternehmerinnen und Unternehmer gehören schwierige Entscheidungen zum Alltag. Doch gerade in der aktuellen Situation fällt es oft schwer, das innovative und zukunftsorientierte Potential des eigenen Unternehmens an- oder gar auszuschöpfen. Für viele stellt sich jetzt die Frage: mutig angehen oder lieber aufschieben?  

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(Bild: SolStock/E+/Getty Images)

Auslaufmodell Innovation? 

Laut einer Studie der KfW erreichte der Anteil der innovativen Mittelständler in Deutschland zwischen 2004 und 2006 seinen bisherigen Höhepunkt. Auf den langfristigen Rückgang der Innovatorenquote hatte auch die Corona-Pandemie kaum Einfluss. Nach einem anfänglichen Innovationsschub gaben im Frühjahr 2021 27 Prozent der mittelständischen Unternehmen an, ihre Innovationsaktivitäten zurückgefahren zu haben. Ist das „Land der Ideen“ also ein Auslaufmodell? Nicht zwangsläufig. 

Stärken ausbauen

Experten wie Rafael Laguna de la Vera, Direktor der Bundesagentur für Sprunginnovationen SPRIN-D sehen – vor allem im industriellen Bereich – großes Potenzial für die deutsche Wirtschaft. Als konkretes Beispiel dafür nennt Laguna de la Vera die Umstellung auf eine grüne Energieökonomie. Nach seiner Einschätzung ist es gerade jetzt wichtig, sich auf die eigene Innovationskraft zu konzentrieren und den Blick nach vorne zu richten. „Lasst uns doch mal aus der Perspektive einer wünschenswerten Zukunft schauen – dann bekommen wir plötzlich auch einen Blick auf Produkte und Innovationen mit Potenzial“, so Laguna de la Vera im Interview. 

Auch einige Unternehmerinnen und Unternehmer teilen diese Perspektive. Eine davon ist Kerstin Hochmüller, CEO der Marantec Group. „Die Zahl komplexer Krisen hat verrückte Ausmaße angenommen. Nichtsdestotrotz ist es falsch zu sagen: Wir haben erst mal genug eigene Probleme und müssen zusehen, dass wir das Geschäft am Laufen halten. Denn genau jetzt muss auch die Zukunft gestaltet werden, selbst wenn es schwerfällt“, so die Unternehmerin.

 

 

Ja, aber? 

Doch was hemmt Innovation im Unternehmen? Laut einer Erhebung des Leibnitz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) gehören vor allem Fachkräftemangel und Finanzierung zu den wesentlichen Stolpersteinen. Auch die Bedeutung der Unternehmenskultur spielt für innovative Ideen eine wichtige Rolle. Das kann Hochmüller aus der Praxis bestätigen. „Bei jeder neuen Idee gibt es sofort eine Vielzahl an Leuten, die sagen: „ja, aber“. Besser wäre es, offen mit dem Vorschlag umzugehen und neue Perspektiven oder Gedanken zuzulassen“, so die Unternehmerin. Sie schafft daher Räume, in denen die Mitarbeitenden kreativ sprechen können. Auch gesteuerte Prozesse sollen die Suche nach innovativen Lösungen unterstützen. Hochmüller arbeitet außerdem an der Transformation des „hidden champions“ Marantec hin zum „open champion“. Damit geht neben der Veränderung des Mindsets auch eine stärkere Öffnung nach außen und eine Verbesserung des Ideenaustauschs einher.

Was ist eine Sprunginnovation?

Sprunginnovationen verändern existierenden Märkte grundlegend oder erschaffen neue. Häufig leisten sie signifikante Beiträge zur Lösung technologischer, sozialer oder ökologischer Probleme. 

Neue Ideen fördern 

Daran, dass neue Ideen entstehen und sich durchsetzen können, arbeitet auch die Bundesagentur für Sprunginnovationen. Sie begleitet Innovatorinnen und Innovatoren bei der Weiterentwicklung von Ideen bis hin zum vorkommerziellen Produkt. „Wir finanzieren Projekte, wir helfen dabei, Teams zusammenzustellen, und verknüpfen mit den richtigen Netzwerken aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik“, so Laguna de la Vera. Doch nicht alle innovativen Ideen können über SPRIN-D gefördert werden – entscheidend ist deren Potenzial als Sprunginnovation. „Die Innovationen, die uns bei SPRIND interessieren, sollen das Leben der Menschen besser machen. Ob ein Projekt geeignet ist, prüfen wir anhand von 90 Kriterien“, erläutert er. 

Doch auch für Ideen, die diesem umfangreichen Kriterienkatalog nicht genügen, gibt es verschiedene Förderangebote. Dazu gehören beispielsweise die staatlich geförderten Kredite der KfW. Über diese lassen sich verschiedene Innovationsprojekte wie die Entwicklung neuer Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen finanzieren. Auch besonders innovative Unternehmen können eine Förderung erhalten. 

Mutig angehen oder lieber aufschieben? Mehr aktuelle Sichtweisen finden Sie unter kfw.de/zukunftsperspektiven.

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