Macht diese Technologie Verkehrsschilder bald überflüssig?
Autos, Fahrräder, Fußgänger, LKW, Straßenbahnen und Busse: Der Verkehr in der Stadt ist vielfältig und hektisch, gleichzeitig ist er auch besonders gefährlich für die schwachen Verkehrsteilnehmer wie eben Fußgänger und Radfahrer. Schon lange gelten daher mehr Tempo-30-Zonen in Städten als besonders wichtige Maßnahme. Ford geht noch einen Schritt weiter und testet derzeit beispielsweise in Köln vernetzte Fahrzeuge mit Geofencing-Technologie. Was das für die Sicherheit im Straßenverkehr bedeutet und warum viele Verkehrsschilder bald überflüssig werden könnten, lesen Sie hier.
Mehr Zeit, um zu reagieren: Weniger Unfälle und geringere Bußgelder durch Geofencing möglich
Sind Tempo-30-Zonen in der Stadt also die Lösung, um mehr schwere oder sogar tödliche Unfälle mit Fußgängern und Radfahrern zu vermeiden? Sie sind sicher ein Schritt in die richtige Richtung, da bei diesen Geschwindigkeiten Autofahrern in gefährlichen Situationen mehr Zeit zum Reagieren bleibt. Zudem ist die potenzielle Aufprallgeschwindigkeit geringer. Doch es ist noch mehr möglich: Das sogenannte Geofencing Speed Limit Control-System von Ford könnte künftig nicht nur die Straßen sicherer machen, sondern auch Autofahrern helfen, mögliche Bußgelder für versehentliche Geschwindigkeitsüberschreitungen zu vermeiden. Doch was ist Geofencing genau?
Geofencing-Technologie im Test: Der vollelektrische E-Transit unterwegs in Köln
Über Mobilfunk oder GPS: Vernetzte Fahrzeuge für mehr Sicherheit im Straßenverkehr
Mit Geofencing – das englische Kunstwort aus geographic („geographisch“) und fence („Zaun“) – wird das automatisierte Auslösen einer Aktion durch das Überschreiten einer geo-lokalisierten Begrenzung bezeichnet. In den meisten Fällen handelt es sich um eine geografisch definierbare, geschlossene Fläche, so dass zwischen „innerhalb der Fläche“ und „außerhalb der Fläche“ unterschieden werden kann. So ist es möglich, beim Eintritt in die Begrenzung – beispielsweise beim Einfahren in eine Tempo-30-Zone – eine Benachrichtigung auszulösen. Das beobachtete Objekt, in diesem Falle das Fahrzeug, muss dabei vernetzt sein, um in regelmäßigen Abständen seine genaue Position senden zu können oder die Abfrage seiner Position von außen zu ermöglichen. Diese Ortsbestimmung kann über das Mobilfunksystem auf Funkzellenebene oder koordinatenbezogen über GPS erfolgen.
„Die Geofencing-Technologie hat nachweislich das Potenzial, das tägliche Autofahren einfacher und sicherer zu machen – zum Nutzen aller, nicht nur der Person hinter dem Steuer“, sagt Michael Huynh, Manager, City Engagement Germany, Ford of Europe. Er ist sich sicher: „Die Einbeziehung von Geofencing kann sicherstellen, dass die gefahrene Geschwindigkeit genau dort reduziert wird, wo dies notwendig ist, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu verbessern. Überdies lassen sich Emissionen und Lärm verringern.“
Ford nutzt die Geofencing-Technologie bereits im Ford Transit Custom mit Plug-in-Hybrid-Antrieb (PHEV), um sicherzustellen, dass dieses leichte Nutzfahrzeug automatisch in den emissionsfreien Elektro-Antriebsmodus schaltet, sobald es in eine Umweltzone fährt.
Praxistest für mehr Sicherheit: Zwei vollelektrische E-Transit in Köln unterwegs
Im Rahmen eines 12-monatigen Tests im Kölner Stadtgebiet sind dabei zwei vollelektrische Ford E-Transit unterwegs, die mit der notwendigen Geofencing-Technologie ausgestattet wurden. Zum Einsatz kommt diese in allen Tempo-30-Gebieten im Zentrum der Domstadt sowie darüber hinaus auch in ausgewählten Zonen in anderen Teilen der Stadt. Doch wie wirken sich die Tempolimits tatsächlich auf den Verkehrsfluss aus und wird das Unfallrisiko auf diesem Weg wirklich verringert?
Die wichtigen Geofencing-Informationen bekommt der Fahrer über die Instrumententafel seines Fahrzeugs, wobei die jeweils vorgegebene Geschwindigkeitsbegrenzung stets unter der real gefahrenen Geschwindigkeit angezeigt wird. Ist der Fahrer in einer Geofencing-Zone schneller unterwegs als erlaubt, reduziert das Fahrzeug automatisch die Geschwindigkeit. Diese Funktion kann natürlich jederzeit vom Fahrer deaktiviert werden.
Geofencing im Test: Unten rechts im Display erscheint im E-Transit nun das Tempolimit von 30 km/h
Künftig könnte es außerdem möglich sein, beim Geofencing-System von Ford auch besonders niedrige Geschwindigkeiten von nur 20 km/h einzustellen. Das wäre beispielsweise für das Befahren eines speziell per Geofencing markierten Firmengeländes praktisch. Geschwindigkeitsreduzierte Bereiche könnten auch flexibel festgelegt werden, beispielsweise bei vorübergehenden Straßenarbeiten oder zu bestimmten Tageszeiten.
Der Praxistest in Köln läuft noch bis März 2023. Er ist eine Kooperation zwischen dem Ford City Engagement-Team, den Städten Köln und Aachen sowie Ford-Softwareingenieuren in Palo Alto, Kalifornien/USA.
Umfassende Forschungsinitiativen von Ford auch in Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden und Norwegen
Neben dem Test in Köln laufen derzeit noch viele weitere Ford-Forschungsprojekten, die ebenfalls zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beitragen sollen. Dazu gehören vernetzte Ampeltechnologien, die in Innenstädten automatisch auf Grün schalten, sobald sich ihnen Krankenwagen, Feuerwehren und Polizeifahrzeuge im Blaulicht-Einsatz nähern. Diese sollen so noch schneller und sicherer zu ihrem Ziel kommen. Außerdem forscht Ford an speziellen Lautsprechern, die den Fahrer darauf hinweisen, aus welcher Richtung sich andere Fahrzeuge oder auch andere Verkehrsteilnehmer nähern.
Fahrer-Assistenzsysteme von Ford - wie die intelligente Geschwindigkeitsregelanlage oder der Stau-Assistent mit Stop&Go-Funktion - tragen bereits heute dazu bei, dass Tempolimits nicht überschritten werden. Das neue Geofencing-System wäre allerdings noch flexibler und effektiver als die derzeit verfügbaren On-Board-Systeme. Die Funktion Local Hazard Information, die bereits seit 2020 im Ford Puma und auch im Mustang Mach-E steckt, trägt ebenfalls dazu bei, die Straßen sicherer zu machen.
Die vernetzte Technologie, mit der inzwischen 500.000 Ford-Fahrzeuge in Europa ausgestattet sind, warnte die Fahrer im vergangenen Jahr in Europa vor mehr als 100.000 Gefahren pro Monat.