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Fahrbericht Ford Mustang Mach-E GT

Der Richtigmacher

Fords stärkstes E-Auto in Europa will Fluchthelfer aus dem Alltag, unaufdringlicher Hingucker und kräftiger Technologieträger sein. Kann er so viele Ansprüche gleichzeitig erfüllen? Eine Suche nach Antworten. 

Mustang neu

(Bild: Florian Hückelheim)

Drei Feststellungen zum Mustang Mach-E GT gleich vorab: Wer mit ihm fährt, muss keine Reichweitensorgen haben. Wer ihn fährt, teilt den Zündschlüssel nur widerwillig. Und wer ihn vorbeifahren sieht, schaut kurz hin und wieder weg. Zusammen ergibt sich daraus eine attraktive Kombination für alle, die den Automobil-Mythos Mustang gernhaben, persönlich aber eher der Typ „Dülmener Wildpferd“ sind. Aber warum? Einsteigen, bitte!

Die Verbindung stimmt

Ford Mustang Mach-E GT auf dem Feldweg
(Bild: Florian Hückelheim)

Es ist Samstagmorgen und mein Tag drei mit dem Mustang Mach-E GT. Unser Kennenlernen war angenehm unauffällig. Mit seiner Lackierung in Cyber Orange fiel er mir gleich im grau-silber-schwarzen Einheitsbrei der Tiefgarage auf. Das Mustang-Logo, das aus den Außenspiegeln heraus auf den Boden projiziert wird, sobald der Zündschlüssel in Reichweite ist, habe ich zunächst für eine nette Spielerei gehalten. Doch das ist es nicht. Beinahe ausnahmslos jede:r Mitfahrer:in im Testzeitraum grinste beim Anblick des ikonischen Logos auf dem Boden und machte ein schnelles Foto. Und all das, noch ehe eine Fingerspitze den Knopf zum Türöffnen gedrückt hatte.

Im Innern geht es sympathisch weiter: Das Koppeln des Smartphones mit dem Infotainmentsystem Ford SYNC 4A und seinem üppig dimensionierten Touchscreen-Monitor (15,5 Zoll) gelingt im ersten Anlauf. Das klappt auch im Jahr 2022 in manchem Oberklasse-Modell nicht so reibungslos wie in diesem Mach-E GT. Doch Ford hat sein Infotainment der nächsten Generation offenkundig im Griff. Das gilt auch für die FordPass App auf dem Smartphone. Mit ihr kann ich den Wagen sogar ohne Schlüssel entriegeln und auch starten, einen Werkstatttermin buchen, den Akkufüllstand prüfen oder die Restreichweite einsehen. Letzteres ergibt: 455 Kilometer bei einem zu 95 Prozent geladenen Akku. Ford gibt pro Ladung bis zu 490 Kilometer laut WLTP-Textzyklus an. Immerhin.

Ach ja, ein GT!

Da ein Mustang sich in der fensterlosen Tiefgarage nicht heimisch fühlen kann, geht es ab ins Grüne. Das Sauerland samt Wanderausflug rufen. Etwas mehr als 220 Kilometer werden Hin- und Rückweg in Anspruch nehmen. Zunächst auf der Autobahn, weiter über verwinkelte Land- und Nebenstraßen. Und zwischendrin immer wieder die Gewissheit unterm Gaspedal: Dieser Mach-E ist ein GT mit 358 Kilowatt Leistung (in alter Währung: 487 PS) und bis zu 860 Newtonmetern Drehmoment. Oder anders ausgedrückt: Dieses Auto ist eine leise und präzise zu lenkende Verkörperung des Begriffs Beschleunigung.

 

Bildergalerie: Der Ford Mustang Mach-E GT aus jedem Blickwinkel

 

Wessen Nackenmuskulatur noch ein wenig Training verträgt, der ist mit dem Mach-E GT bestens bedient. 4,4 Sekunden vergehen aus dem Stand bis Tempo 100. Zwischensprints, zum Beispiel beim Auffahren auf die Autobahn, gelingen so schnell, dass ich zuweilen erst grinse, als die Auffahrt schon hunderte Meter hinter mir liegt. Ähnlich imposant drückt der 2348 Kilogramm (Leergewicht) schwere Wagen seine Insassen am Berg oder aus Haarnadelkurven heraus in die eher weich gepolsterten und hart flankierenden Sportsitze.

Dank Allradantrieb kommt der Vorwärtsdrang stets zusammen mit einem sicheren Gefühl daher. Nur im Fahrmodus „Temperamentvoll Plus“, der ausschließlich für abgesperrte Strecken gedacht ist, landet ein Großteil der Kraft allein auf den Hinterrädern. Drifts sind dann möglich, ehe die Fahrassistenten einschreiten. Dazu gibt es simulierte Schaltpausen wie in einem handgeschalteten Mustang und einen wirklich guten V8-Sound aus den zehn Lautsprechern.

Schnell laden, schnell weiter

Ford Mustang Mach-E GT beim Schnellladen
(Bild: Florian Hückelheim)

Trotz aller Kraftmeierei sei eines klar gesagt: Selbst mit seinem sportlichen Bodykit, dem Kühlergrill samt Wabenmuster – die klassischen Mustang GT-Modelle lassen grüßen – und den 20-Zoll-Leichtmetallrädern ist der Mustang Mach-E GT kein Proll. Freund:innen des dynamischen Unterstatements bestellen ihn statt in Cyber Orange (1200 Euro Aufpreis) einfach in Schwarz, Grau oder Silber und fahren Fords derzeit stärkstes Elektroauto in Europa gänzlich unbehelligt. Nur die roten Brembo-Bremssättel und 19-Zoll(!)-Bremsscheiben auf der Vorderachse verraten dann noch, dass es bei diesem Elektro-Mustang mehr zu bremsen gibt als die knapp zwei Tonnen, die der schwächste Mustang Mach-E mitbringt.

Viel Leistung benötigt viel Energie. Ehe die rund 70 Autobahnkilometer ihr Ende erreichen, halte ich einige Minuten an einer Raststätte mit Schnellladesäulen. Mit bis zu 150 kW Leistung kann der brutto 98,7 Kilowattstunden große Akku beim Mach-E GT geladen werden. So sollen unter idealen Bedingungen fast 100 Kilometer Reichweite in 10 Minuten hinzukommen. Ich lade ein Tankstellen-Eis lang – 21 Minuten, knapp 27 Kilowattstunden – und erhalte 138 Kilometer Reichweite*. Da sich die Ladeleistung ab 80 Prozent Füllstand auf 50 Kilowatt reduziert und mein vorheriger Verbrauch bei 25 kWh/100 Kilometer liegt, geht das Ergebnis durchaus in Ordnung. Gänzlich gratis gab es die neugierigen Blicke eines Tesla-Fahrers vom Parkstreifen gegenüber.

Für wen ist der Mach-E GT das richtige Auto?

Ford Mustang Mach-E GT Innenraum
(Bild: Florian Hückelheim)

Weiterhin ausreichend geladen geht es über immer verschlungenere Straßen und Wege durch einen kurzen Regenschauer hindurch zum Wanderparkplatz. Sowohl die Lenkung als auch das adaptive MagneRide-Hochleistungsfahrwerk geben dabei in jedem der insgesamt vier Fahrmodi (Zahm, Aktiv, Temperamentvoll, Temperamentvoll Plus) stets Auskunft über den Fahrbahnzustand. Und während ich mich frage, ob es im Wald oder im Mustang leiser ist, wenn das Soundsystem von Bang & Olufsen einmal nicht seinen Klangteppich ausbreitet, vergeht die Wanderung wie im Flug. Dank FordPass App erwartet mich der Mach-E GT vorklimatisiert. Beim Sonnenuntergang leuchten zum Ende dieses Ausflugs Lack und Horizont um die Wette.

Ehe die Heimfahrt beginnt, auf der die Matrix-LED-Scheinwerfer den Weg blendfrei ausleuchten werden, bleibt eine Frage: Für wen ist das stärkste elektrische Mitglied der Mustang-Familie das richtige Auto? Tierisch umschrieben lautet die Antwort: Wer die Kraft eines Mustangs sucht, ohne auf den Nutzwert eines Dülmener Wildpferdes zu verzichten, ist beim mindestens 86.200 Euro teuren Mustang Mach-E GT an der richtigen Adresse. Liebhabern der automobilen Mustang-Silhouette, die auch mal Platz im Alltag benötigen, liefert er den besten Kompromiss aus fortschrittlicher Antriebstechnik, anständiger Verarbeitung, 1420 Litern Stauraum und Fahrdaten, die keinen Vergleich scheuen müssen.

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*gemäß Worldwide Harmonised Light Vehicles Test Procedure (WLTP). Bei voll aufgeladener Batterie eines Ford Mustang Mach-E GT AWD mit Dual-Elektromotor mit Extended Range ist eine Reichweite bis zur genannten, zertifizierten elektrischen Reichweite 490 km – je nach vorhandener Serien- und Batterie-Konfiguration – möglich. Die tatsächliche Reichweite kann aufgrund unterschiedlicher Faktoren (z.B. Wetterbedingungen, Fahrverhalten, Streckenprofil, Fahrzeugzustand, Alter und Zustand der Lithium-Ionen-Batterie) variieren.

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