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Northern Lights

Hier werden Europas CO2-Emissionen gespeichert

Veröffentlicht am 01.02.2022

Die Rückführung von CO2 in den Boden ist ein zentraler Baustein, um die europäischen Klimaziele zu erreichen. Wie steht es also um eines der ehrgeizigsten europäischen Projekte zum Transport und zur Speicherung von CO2?

Eine Bohrschablone wird auf ein spezielles Schiff verladen, um für die Bohrung vor die Küste transportiert zu werden, Northern Lights, Norwegen. Bild: Arne Reidar Mortensen, Equinor

Fakt ist: Um den Klimawandel aufzuhalten, reicht es heute längst nicht mehr aus, den Ausstoß von CO2 lediglich zu reduzieren. Die Rückführung von CO2 in die Erde mittels CO2-Abscheidung und -speicherung (Carbon Capture and Storage, kurz CCS) ist nach Angaben der Internationalen Energieagentur „ein entscheidender Bestandteil“ der Netto-Null-Ziele. 1

Mit kaum mehr als zwei Dutzend kommerziellen Anlagen, die heute in Betrieb sind, ist CO2-Speicherung immer noch eine Nischenlösung.2 Doch mit der Entwicklung weitaus größerer Projekte, die CO2-Speicherung als Dienstleistung anbieten, ist der Wandel bereits eingeleitet. Das erste in dieser Reihe trägt den Namen Northern Lights. Dahinter verbirgt sich ein im März 2021 von Equinor, Shell und TotalEnergies gegründetes Joint Venture zur dauerhaften Speicherung von abgeschiedenem CO2 unter der Nordsee.
Northern Lights entwickelt eine offene und flexible Infrastruktur, um COper Schiff von den Abscheidungsanlagen zu einem Terminal an der Westküste Norwegens zu transportieren. Hier wird das CO2 zwischengelagert, bevor es per Pipeline zu seinem endgültigen Speicherort in Gesteinsschichten 2.600 Meter unter dem Meeresboden transportiert wird.3 Im Auftrag des Joint Ventures ist Equinor für den Bau der Anlagen an Land zuständig und erbringt technische Dienstleistungen im Offshore-Bereich.

Das Projekt Northern Lights ist Teil einer ambitionierten Initiative der norwegischen Regierung namens Longship, deren Ziel es ist, bis zum Jahr 2024 im ganzen Land eine umfassende Wertschöpfungskette für CO2-Speicherung und -Abscheidung zu entwickeln. Im Rahmen von Longship werden die CO2-Emissionen von großen Industrieunternehmen wie HeidelbergCement und Fortum Oslo Varme abgeschieden und dann mit speziell entwickelten Schiffen transportiert.
Die landseitigen Anlagen werden derzeit in der Nähe von Bergen an der Westküste Norwegens gebaut. Von dort aus wird das CO2 über 110 Kilometer in Gesteinsschichten unter dem Meeresboden in der Nordsee geleitet, in einer Lagerstätte namens Aurora. Die Sandsteinformation befindet sich unter 300 Metern Meerwasser und mehr als 2,6 Kilometern Gesteinsablagerungen. In Zukunft werden industrielle Kohlendioxidemittenten aus ganz Europa Northern Lights als CO2-Speicher nutzen können.

Eine Reihe europäischer Unternehmen hat bereits Interesse bekundet. Verträge hat Northern Lights bis dato unter anderem mit Air Liquide, ArcelorMittal, Ervia, Fortum Oyj, HeidelbergCement, Preem, Stockholm Exergi und der ETH Zürich unterzeichnet. Im Oktober 2020 schloss Northern Lights zudem eine Absichtserklärung mit Microsoft ab. Das Unternehmen wird zum einen als Technologieanbieter für das Projekt fungieren, könnte aber auch die Speicheranlage als Teil seiner Pläne zur Emissionsreduzierung nutzen.6

„Eine der weltweit wichtigsten Herausforderungen ist die Entwicklung neuer Wege zur Abscheidung, zum Transport und zur dauerhaften Speicherung von Kohlenstoff. Unser Ziel ist es nicht nur, unsere Technologie und unser Know-how einzubringen, sondern auch zu erforschen, wie neue Lösungen wie das Northern-Lights-Projekt uns helfen können, unsere eigenen CO2-negativen Ziele bis 2030 zu erreichen."
- Brad Smith, President of Microsoft

Bis zum Jahr 2050 strebt die EU so genannte Netto-Null-Emissionen, also eine neutrale Klimabilanz, an. Die Europäische Union verfolgt dabei zwar kein Gesamtziel für die Kohlenstoffspeicherung, aber ihr Emissionshandelssystem (ETS) ist das größte der Welt und wird künftige Investitionen in CO2-Abscheidung und -Speicherung sowie andere Klimatechnologien vorantreiben. Der CO2-Preis im ETS ist seit 20177 gestiegen und liegt aktuell bei etwa 70 Euro pro Tonne. Die ersten Projekte werden noch staatliche Unterstützung benötigen, um die Finanzierungslücken zu schließen. Industrialisierung, Innovation und Skaleneffekte werden die Kosten im Laufe der Zeit senken. Wenn der Preis im EU-ETS bei etwa 100 EUR pro Tonne liegt, könnte es für Emittenten attraktiver sein, CO2 in Anlagen wie Northern Lights zu speichern, anstatt den Preis für die Emissionen zu zahlen.

Kosten für CO2-Abscheidung und -Speicherung: Diverse Quellen, inkl. Equinor, Northern Lights und IEA
EU ETS-Prognose von BloombergNEF, März 2021

Northern Lights ist eines der ehrgeizigsten Projekte seiner Art, dennoch wäre eine beträchtliche Anzahl solcher Vorhaben erforderlich, um die europäische Industrie vollständig zu dekarbonisieren. Es wird jedoch erwartet, dass CO2-Speicherung zusammen mit dem Einsatz erneuerbarer Energien, der Steigerung der Energieeffizienz und weiteren Faktoren dazu beitragen wird, Emissionen zu reduzieren. Hinzukommt, dass Northern Lights nur die erste Industrieanlage ihrer Art ist, die sich in Zukunft entwickeln werden. Equinor etwa, einer der Joint-Venture-Partner von Northern Lights, hofft, das Projekt als Sprungbrett nutzen zu können, um bis zum Jahr 2035 einen Anteil von 25 Prozent am europäischen CO2-Speicher-Markt zu erreichen.
Obwohl das Verfahren zur Speicherung von COwahrscheinlich nicht die Art von Kostensenkungen erfahren wird, die bei Technologien für erneuerbare Energien wie Wind- und Solarenergie zu beobachten sind, wird das durch Northern Lights erworbene Fachwissen alle Joint-Venture-Partner in die Lage versetzen, ähnliche Projekte in Zukunft kostengünstiger zu realisieren. Und die wirtschaftlichen Argumente für weitere Anlagen zur CO2-Speicherung werden angesichts des seit vier Jahren steigenden europäischen CO2-Preises immer deutlicher. Heute ist Northern Lights ein einzigartiges Beispiel dafür, wie die Dekarbonisierung in großem Maßstab in der Praxis funktionieren könnte. In Zukunft könnte es Teil jener Strategie sein, die uns hilft, den Klimawandel zu bewältigen.

Equinor Bild neu
Vorbereitung des „Northern Lights“-Geländes, Norwegen. Bild: Equinor 

 

Dieser Inhalt ist in Zusammenarbeit mit Equinor entstanden und beleuchtet den Beitrag des Unternehmens zur Energiewende. Mehr zu Equinors Aktivitäten im Bereich CO₂-Management erfahren Sie hier.

Quellen:
1https://www.iea.org/reports/ccus-in-clean-energy-transitions
2https://CO2re.co/FacilityData
3https://northernlightsccs.com/what-we-do/
4https://www.greenmatch.co.uk/blog/2019/10/greenhouse-gas-emissions-by-country
5https://www.epa.gov/energy/greenhouse-gas-equivalencies-calculator
6 https://northernlightsccs.com/news/equinor-collaborates-with-microsoft-on-northern-lights-carbon-capture-and-storage-value-chain/
7 https://www.refinitiv.com/content/dam/marketing/en_us/documents/reports/carbon-market-year-in-review-2020.pdf

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