Gleichberechtigung im Kaffeesektor: Förderung von Frauen lohnt sich
ET: 14.10.2019. Zuletzt aktualisiert: August 2021
Obwohl Frauen häufig den Großteil der Arbeit auf den Kaffeeplantagen durchführen, geht der Lohn dafür zumeist an die Männer. Das ist ein gesellschaftliches, aber auch ein wirtschaftliches Problem. Denn die Förderung von Frauen im Kaffeesektor zahlt sich auf lange Sicht aus. In Äthiopien gehen Agrarwissenschaftlerinnen mit gutem Beispiel voran.
(Quelle: Nespresso)
Wenn Kebebushe Fissa spricht, hören auch die Männer aufmerksam zu. Das ist nicht immer der Fall – nicht in ihrer Heimat Äthiopien und schon gar nicht im Kaffeeanbau. Fissa ist Agrarwissenschaftlerin im Nespresso AAA Sustainable Quality™ Program. Sie lehrt in einem Dorf in der Region Sidamo das richtige Beschneiden von Kaffeepflanzen, um deren Regeneration und damit auch die Erträge zu fördern.
Gleichberechtigung in der Kaffeeproduktion ist keine Selbstverständlichkeit – das bestätigen auch die Ergebnisse einer Studie von Nespresso aus dem Jahr 2017. Demnach würden 97 Prozent der befragten Kaffeebäuerinnen gerne stärker in den Anbau einbezogen werden, doch den meisten fehlt es an betriebswirtschaftlichem Wissen, um eine Kaffeefarm selbstständig zu führen. Dazu kommen traditionelle Geschlechterrollen und viele Stereotype. Die Konsequenz: Obwohl Frauen die meiste Arbeit auf den Plantagen übernehmen, geht der Erlös der Ernte an die Männer. "Frauen verrichten zwar einen Großteil der Feldarbeit, wie den Anbau, das Einholen und das Verwalten der Ernte, werden jedoch vom eigentlichen Kaffeehandel ausgeschlossen", berichtet Mefthe Tadesse, Country Director für Äthiopien der NGO TechnoServe. "Frühere Statistiken haben gezeigt, dass 75 Prozent der Arbeit in der gesamten Kaffeewertschöpfungskette in Äthiopien von Frauen durchgeführt werden, aber nur 43 Prozent des Einkommens von denselben Frauen verdient wird", so Tadesse und ergänzt: "Der Handel wird nach wie vor als Männerdomäne angesehen."
(Quelle: Nespresso)
Frauen investieren in die Familie
Die Benachteiligung der Frauen im Kaffeesektor ist nicht nur unfair, sondern auch unwirtschaftlich. Zahlreiche Studien kommen zu dem Schluss, dass sich die Stärkung von Entscheidungsbefugnissen der Frauen positiv auf das Wohl der Familie auswirkt. Das liegt laut einem Bericht der Weltbank daran, dass Frauen einen größeren Anteil ihres Einkommens in die Gesundheit der Familie, die Ernährung und Bildung investieren. Allein aus diesem Grund ist es ein gesellschaftliches Bestreben, die Kompetenzen der Frauen zu erweitern.
TechnoServe und Nespresso möchten die Gleichberechtigung von Mann und Frau im Rahmen des AAA Sustainable Quality™ Program fördern. Ein großes Potenzial liegt dabei insbesondere im steigenden Frauenanteil in Positionen mit Verantwortung. Kebebushe Fissa ist eine von über 400 Agrarwissenschaftler:innen, die mit Nespresso zusammenarbeiten und mehr als 40.000 Kaffeebäuerinnen und Kaffeebauern in Äthiopien und Kenia mit ihrer Expertise unterstützen. Sie sind vor Ort präsent, geben ihr Wissen um etablierte Anbaumethoden und betriebswirtschaftliche Grundlagen weiter und sorgen so für eine zunehmende Professionalisierung auf den Plantagen.
Jeder ist willkommen – allerdings werden Männer ermutigt, gemeinsam mit ihren Frauen an den Schulungen teilzunehmen. Immerhin sind auch 96 Prozent der in der Nespresso-Studie befragten Kaffeebauern in Äthiopien der Meinung, dass eine gemeinsame Teilnahme sinnvoll ist. "Ich bin zwar in einer Kaffeeregion aufgewachsen, aber ich hatte keine Kenntnisse in Bezug auf das Farmmanagement", sagt Fissa dazu. Durch die AAA-Fortbildungen haben viele Frauen erstmals Zugang zu Bildung und dem Wissen, wie eine Kaffeefarm erfolgreich geführt wird.
(Quelle: Nespresso)
Das Wissen wird weitergegeben
Die Schulungen und Fortbildungen motivieren die Frauen wiederum, das Wissen weiterzugeben und sich ebenfalls zur Agronomin ausbilden zu lassen. Dafür wurde das Bewerbungsverfahren speziell auf Frauen zugeschnitten: Es wird mit einer Trainingseinheit geworben, die im Anschluss direkt zur Einstellung führen kann. Mit der Ausbildung zur Agronomin können Frauen schnell Führungspositionen in der Kaffeeproduktion übernehmen, die nicht nur mehr Verantwortung und Gehalt, sondern insbesondere auch ein höheres Selbstbewusstsein mit sich bringen. Bisher schätzt die Weltbank den Frauenanteil der Agronomen weltweit auf etwa 15 Prozent. Im Gegensatz dazu befinden sich unter den weltweit über 400 Agronom:innen des AAA-Programms, die mit insgesamt über 120.000 Kaffeebäuerinnen und Kaffeebauern zusammenarbeiten, derzeit 30 Prozent Frauen – Tendenz steigend.
Das in der Ausbildung erlangte Wissen geben die Expertinnen nicht nur innerhalb der Fortbildungen weiter, sondern auch in ihrer Gemeinschaft und in der Familie. So wird durch den Zugang zum Wissen und die Weitergabe ein Kreislauf in Gang gesetzt, der sich mehr und mehr verselbstständigt und festgefahrene Denkweisen auflösen und Änderungen im Verhalten anstoßen kann. Fissa: "Mittlerweile habe ich viel gelernt und gutes Geld als Mitglied des Nespresso AAA Sustainable Quality™ Program verdient, sodass ich meine Farm vergrößern und optimieren konnte. Ich bin glücklich, dass ich hier geboren wurde und nun meine Familie unterrichten kann."
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