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AUS TRADITION INNOVATIV

Wie neue Medikamente und Impfstoffe entstehen

Aktuell zeigt sich: Kaum ein Bereich bringt mehr lebensverändernde Innovationen hervor als die Pharmabranche. Weltweit werden nicht nur neue Medikamente, Impfstoffe und Therapieformen entwickelt, sondern entstehen immer wieder neue Technologien. Hightech-Lösungen werden aus anderen Bereichen genutzt oder adaptiert. Kontinuierlich ergeben sich neue Wege der Zusammenarbeit. Neben wissenschaftlichen Institutionen, Gesundheitseinrichtungen und Behörden sind forschende Unternehmen dabei die Treiber des medizinischen Fortschritts. Im Zusammenspiel mit anderen Beteiligten geben sie immer wieder Antworten, auf die die Welt nicht nur in der derzeitigen Pandemielage wartet.

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Bild: GSK

Über die Pharmabranche diskutieren Medien und Gesellschaft meist nur, wenn es medizinische Durchbrüche gibt oder es um Ausgaben im Gesundheitssystem geht. Aktuell wirft jedoch die Pandemie des neuen Coronavirus ein besonderes Schlaglicht auf die Industrie. Es zeigt etwa, wie forschende und weltweit tätige Gesundheitsunternehmen wie GlaxoSmithKline (GSK) auf die aktuelle Herausforderung reagieren und an der Medizin der Zukunft arbeiten. GSK geht dabei innovative Wege und kooperiert mit kleinen und großen Partnern, um neue Arzneimittel und Impfstoffe zu entwickeln. In der aktuellen Corona-Krise hat sich das Unternehmen unter anderem mit seinem größten Wettbewerber zusammengetan, um das gemeinsame Ziel – einen wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 – schneller zu erreichen.

Von der Apotheke zum Pharmakonzern

GSK ist ein Unternehmen mit einer langen Geschichte: Was im 18. und 19. Jahrhundert mit der Eröffnung kleiner Apotheken in London und Philadelphia begann, ist heute ein global aufgestelltes Gesundheitsunternehmen. Auf dem Weg kam es – wie in der gesamten Branche – immer wieder zu Übernahmen und Zusammenschlüsse mit anderen Firmen. Im Laufe der Zeit trieb GSK dabei bahnbrechende Innovationen voran: In der frühen Phase etwa die Möglichkeit, Medikamente in Tablettenform zu komprimieren. Diese konnten dadurch unter anderem leichter transportiert und besser gelagert werden. Später legten Wissenschaftler des Unternehmens neue Grundlagen, beispielsweise rund um die chemische Übertragung von Nervenimpulsen oder um die biochemischen Prinzipien in der Arzneimitteltherapie. Zu GSK gehören mittlerweile die drei Geschäftsbereiche Therapeutika, Impfstoffe und Consumer Healthcare. Letzterer steht in Deutschland beispielsweise für die Marken Odol-med3, Voltaren, Sensodyne und Dr. Best.

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Jean-Bernard Siméon, Vorsitzender der Geschäftsführung GSK Pharma Deutschland, Bild: GSK

In Deutschland blickt GSK als pharmazeutisches Unternehmen auf eine über 100-jährige Tradition und zahlreiche Innovationen zurück. So entwickelte Emil von Behring – einer der deutschen GSK-Pioniere – das erste Mittel gegen Diphtherie. Aus seinem Laboratorium in Marburg entstand über die Jahre und Jahrzehnte der GSK-Standort für Impfstoffproduktion in Marburg. Ein anderer Zweig der Geschichte und Wissenschaft bei GSK liegt in Dresden. Ein Serumwerk sowie ein Institut für Bakterientherapie haben dort Anfang des 20. Jahrhunderts den Grundstein für den heutigen Fertigungsbetrieb für Impfstoffe gelegt. Daneben gehören der Hauptsitz in München, ein Labor für Grundlagenforschung in Heidelberg sowie eine Hauptstadtrepräsentanz in Berlin zum Unternehmen. „Als forschendes Gesundheitsunternehmen bilden wir mit unseren 3.400 Mitarbeitern quasi die komplette Bandbreite in Deutschland ab“, so Jean-Bernard Siméon, Vorsitzender der Geschäftsführung GSK Pharma Deutschland.

Am Standort Marburg werden unter anderem Impfstoffe und Impfstoffbestandteile gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und bestimmte Meningokokken-Gruppen hergestellt, die in vielen Ländern der Welt eingesetzt werden. Der Fertigungsbetrieb in Dresden ist seit 1992 das Zentrum für die Entwicklung und Produktion von Grippeimpfstoffen. „Auch durch unsere beiden deutschen Standorte ist GSK einer der weltweit wichtigen Impfstoffhersteller – kein anderes Unternehmen produziert mehr Impfstoffe in Deutschland“, hebt Siméon hervor. Um in Zukunft noch mehr Menschen schützen zu können, forscht GSK mit Hochdruck an der nächsten Generation von Vakzinen: „Aktuell haben wir 15 neue Impfstoffkandidaten in der Pipeline – wie Impfungen gegen HIV oder das Respiratorische Synzytial-Virus“, so Siméon. Dabei kann das Unternehmen auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken: In den 1960er entwickelte GSK ein erstes Vakzin gegen Röteln und Masern. Später folgten Impfstoffe gegen Hepatitis A und B sowie die Zulassung von Kombinationsimpfstoffen gegen Masern, Mumps, Röteln und spezieller Kinderimpfstoffe. Eine der neuesten Innovationen ist die Impfung gegen Gürtelrose. Der überwiegende Teil von Forschung, Entwicklung und Produktion im Bereich der Impfstoffe bei GSK findet dabei in Europa statt.

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Produktionsstandort Dresden, Bild: GSK

Entwicklung erfordert Transparenz

Neben Impfstoffen zählen Arzneimittel zur Behandlung einer großen Bandbreite von akuten und chronischen Krankheiten zum Portfolio von GSK. Das Unternehmen ist dabei führend in den Bereichen Atemwegserkrankungen und HIV. So entwickelt GSK seit über 50 Jahren neue Therapien für Asthma oder COPD. Bereits 1987 brachte das Unternehmen sein erstes Medikament zur Behandlung von AIDS auf den Markt – mittlerweile stellt GSK über das Tochterunternehmen ViiV Healthcare 13 Arzneimittel für die HIV-Therapie bereit. Der Fokus in der Forschung und Entwicklung liegt neben diesen beiden Bereichen auch in der Onkologie. Aktuell befinden sich 16 Wirkstoffe in der klinischen Forschung und Entwicklung. Der Schwerpunkt liegt u.a. dabei auf Innovationen in der Immunonkologie, der Zelltherapie und der Krebs Epigenetik.

Als forschendes Unternehmen steht GSK dabei immer wieder vor der Herausforderung, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und den Schutz des eigenen Know-hows in Einklang zu bringen. Ein wesentlicher Teil des Entwicklungsprozesses bei allen Arzneimitteln und Impfstoffen ist es, diese im Rahmen von klinischen Studien auf Wirksamkeit und Sicherheit zu überprüfen. In Deutschland liefen 2019 unter Beteiligung von 250 Forschungseinrichtungen (niedergelassene Ärzte, Universitätskliniken und andere Krankenhäuser) insgesamt 37 klinische Studien, an denen etwa 8.700 Personen teilnahmen. Siméon betont den besonderen Stellenwert der deutschen Studien für das Unternehmen:

„Die in Deutschland von GSK durchgeführten klinischen Studien sind nicht nur für die nationalen, sondern auch für die internationalen Zulassungsanträge neuer Medikamente von großer Bedeutung.“ – Siméon

Neben Sicherheit steht Transparenz dabei für das Gesundheitsunternehmen ganz oben auf der Agenda: „Wir sehen uns verpflichtet, sämtliche Daten und Erkenntnisse unserer klinischen Studien zu veröffentlichen – unabhängig davon, ob die Ergebnisse positiv oder negativ für unsere Medikamente ausfallen“, versichert Siméon. Schließlich können aus den Daten weitere Ansätze für Therapien entwickelt werden.

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Bild: GSK

Neue Wege in der Forschung

2012 hat GSK mit der Übernahme von Cellzome seine Expertise im Bereich der modernen Arzneimittelentwicklung am Standort Heidelberg verstärkt. Cellzome erforscht die molekularen Zusammenhänge bei gesunden und kranken Zellen, um maßgeschneiderte Ansatzpunkte für Medikamente zu finden und den Wirkmechanismus von Arzneistoffen sehr genau zu bestimmen. Dadurch können neue, präzisere Wirkstoffe gefunden werden, die ein geringeres Risiko für Nebenwirkungen haben. Das Engagement bei Cellzome steht beispielhaft für die historisch gewachsene Strategie von GSK, in der Forschung und Entwicklung mit innovativen Partnern zu kooperieren. Ein anderes Beispiel liefert die Zusammenarbeit mit 23andMe, einem US-amerikanischen Unternehmen aus dem Bereich der Biotechnologie.

23andMe verwendet die sogenannte Genotypisierungsanalyse, mit der bestimmt wird, welche genetischen Varianten ein Mensch besitzt. Die Informationen, die dabei gesammelt werden, können in der Forschung nicht nur dabei helfen, zu verstehen, wie und warum bestimmte Menschen unterschiedliche Krankheiten bekommen. Sie können ebenfalls dazu beitragen, zielgerichtet neue Ansätze zur Behandlung von Krankheiten wie beispielsweise Krebs, Parkinson oder entzündlichen Erkrankungen zu identifizieren. Im Rahmen der Zusammenarbeit mit 23andMe kann GSK darüber hinaus mithilfe der zur Verfügung gestellten Informationen außerdem besser auswählen, welche Patienten zu klinischen Studien eingeladen werden. „Die Auswahl passender Studienteilnehmer hilft, Zeitpläne für klinische Studien zu optimieren und den Patienten wichtige neue Medikamente schneller zur Verfügung zu stellen“, erklärt Siméon.

Video: GSK

GSK Video aus 2018; 2019 wurden 4,9 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung ausgegeben

GSK und Sanofi vereinen Kräfte im Kampf gegen Covid-19

Wie wichtig solche Kooperationen für Forschung und Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen sind, zeigt auch die aktuelle Zusammenarbeit von GlaxoSmithKline mit dem französischen Pharmaunternehmen Sanofi. Beide Unternehmen vereint ein gemeinsames Ziel: die möglichst schnelle Entwicklung eines Impfstoffes gegen Sars-Cov-2 zu ermöglichen. Die Hoffnung: Die Produkte beider Konzerne sollen sich gegenseitig ergänzen. GSK stellt seinen Wirkstoffverstärker – Adjuvans – zur Verfügung, Sanofi hat bereits ein Antiserum entwickelt. Wichtig: Durch ein Adjuvans ist pro Impfdosis weniger Antiserum erforderlich – so lassen sich im Ergebnis größere Mengen Impfstoff zur Verfügung stellen.

„Wir beteiligen uns noch an weiteren Kooperationen, um einen wirksamen Impfstoff zu entwickeln. Wir stellen auch hierfür unseren Wirkstoffverstärker zur Verfügung, sodass schnell viele Menschen immunisiert werden könnten“ Siméon

Wichtig für GSK ist auch, dass der Zugang zu einem möglichen Impfstoff auch für Menschen in ärmeren Ländern gesichert sein muss. Für das Gesundheitsunternehmen liegt der Fokus schon immer darauf, die Menschen mit innovativen Arzneimitteln und Impfstoffen dabei zu unterstützen, ein aktiveres, längeres und gesünderes Leben zu führen. Siméon betont: „Die Suche nach neuen Lösungen und Wegen gehört zu unserer Geschichte und liegt uns quasi in den Genen.“

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